Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Erst beklagt der Autor die Verwendung des Begriffes "Ausländer" und verwendet ihn dann ohne Tüttelchen selbst: "Unter den hier lebenden Ausländern gibt es überdurchschnittlich viele Arbeitslose". Sehr konsequent... aber wenigstens hier die Wahrheit.
Mir gefällt der Begriff, da er die Dinge so benennt wie sie sind - Menschen aus dem Ausland, die im Inland noch(?) nicht angekommen sind. Diese werden sicher nicht integriert, indem Sie zum "Mitbürger mit Migrationshintergrund" umgetauft werden und einen deutschen Pass in die Hand gedrückt bekommen.
Zynisch ist in diesem Kontext allein der Wunsch diese alle einzubürgern - dies ändert für sich nichts an magelnder Qualifikation und direkt damit verbundenem sozialem Status.
Das würden ein verschärftes Einwanderungsrecht sowie eine die Integration belohnende und an gewisse Mindestanforderungen gebundene Verteilung von Transferleistungen viel eher ermöglichen.
Immerhin würde die Einbürgerung zu Veränderungen in der nationalitätsbezogenen Arbeitslosen- und Kriminalitätsstatistik führen - das passt dem Autor bestimmt ins Kalkül.
Diesem sei die Lektüre von "Erfahrungsbericht Hauptschule - ein Idealist packt aus" empfohlen. Im Alter von Herrn Schenk wird er wahrscheinlich auch zur Vernunft gekommen sein.
Israels Premier Netanjahu zündelt, um an der Macht zu bleiben. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten.
Kommentar Integrationsbericht: Zynisches Kalkül
Die Regierung hat einen Bericht über "die Lage der Ausländer" in Deutschland vorgestellt. Durch den altmodischen Titel macht sie ihr eigenes Versagen deutlich.
Es klingt wie ein Rückfall in die Steinzeit der Integrationsgeschichte, dass die Regierung einen Bericht über "die Lage der Ausländer" in Deutschland vorgestellt hat. Schließlich hatten sich ja auch die meisten CDU-Politiker angewöhnt, statt von Ausländern von "Menschen mit Migrationshintergrund" zu sprechen. So umständlich diese Wortschöpfung auch war: Sie drückte das Bemühen aus, jene Millionen Bürger nicht mehr auszugrenzen, die seit langem hier leben oder hier geboren wurden. Integration fängt eben auch damit an, wie man übereinander redet. Deshalb wirkt es irritierend, wenn nun wieder von "Ausländern" die Rede ist. Aber gerade das kann auch nützlich sein.
Durch den altmodischen Titel ihres Berichts macht die Regierung ihr eigenes Versagen deutlich. Sie lenkt den Blick darauf, dass ein altes Problem nach wie vor besteht: Die Einbürgerung der Migranten und ihrer Kinder klappt nicht. Fast sieben Millionen Einwohner Deutschlands haben keinen deutschen Pass, formal sind sie also tatsächlich immer noch "Ausländer". Das ist bedauerlich. Die Integration einer Gesellschaft kann nur gelingen, wenn möglichst viele ganz dazu gehören - mit allen gesetzlichen Rechten und Pflichten. Dass da so viele immer noch außen vor bleiben, liegt nicht nur an der starken Verbundenheit vieler Migranten mit ihren Herkunftsländern, die von manchen Migrantenverbänden bewusst gepflegt wird. Es liegt auch an staatlicher Abschreckungspolitik.
Die Pläne der Union für verschärfte Einbürgerungstests sind ebenso hinderlich wie das Festhalten am Verbot der doppelten Staatsangehörigkeit. Doch dahinter steckt zynisches Kalkül. Unter den hier lebenden Ausländern gibt es überdurchschnittlich viele Arbeitslose. Dafür ist auch das von der CDU favorisierte gegliederte Schulsystem verantwortlich, in dem Kinder aus sozial schwachen Migrantenfamilien erwiesenermaßen schlechte Chancen haben. Hätten nun alle Opfer dieser Bildungspolitik einen deutschen Pass, könnten sie auch wählen. Und daran hat die Union gar kein Interesse. Insofern ist ihre Rückkehr zum Begriff "Ausländer" erfrischend ehrlich.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens