Chefwechsel bei Fußballlehrerausbildung: Löw-Jünger statt rheinischem Haudegen

Erich Rutemöller tritt als Chef der Fußballlehrerausbildung ab. Sein Nachfolger, Frank Wormuth, ist ein Vertrauter des Bundestrainers Löw. Der wird wohl einiges umkrempeln.

Legt Wert auf Themen wie Sportbiologie, Wettkampflehre und Biomechanik: neuer Chefausbilder Wormuth. Bild: dpa

KÖLN taz Spontaner Applaus brandete auf, als Erich Rutemöller den Raum betrat. Die Herzlichkeit zwischen den 27 Absolventen des 54. Fußballlehrer-Lehrgangs an der Kölner-Hennes-Weisweiler-Akademie und ihrem Chefausbilder war förmlich greifbar. Rutemöller, früher einmal Bundesligatrainer beim 1. FC Köln und Hansa Rostock, umarmte seine Schäfchen und sagte Dinge wie "altes Schlachtross", "Haudegen" oder "Recke", doch diese rheinisch-liebevolle Umgangsform wird der Ausbildung wohl verloren gehen. Ab 1. Januar übernimmt Frank Wormuth, ein Vertrauter von Bundestrainer Joachim Löw, den Posten.

Wie es sich für solche Anlässe gehört, wurde reichlich gedankt, gelobt und gehuldigt - und eine Portion Ärger gab es auch. Heinz Liesen, Professor für Sportmedizin und Trainingslehre, stellte "mit Befremden" fest, dass "der DFB hier so gut wie nicht präsent ist". Nun bekomme die Akademie einen neuen Leiter, und niemand wisse, wie es weitergeht. Die Lehrkräfte rätseln, ob sie weiter beschäftigt werden, "die Zukunft der Akademie steht im Nebel", sagte der bekannte Fußballmediziner.

DFB-Sportdirektor Matthias Sammer wäre zwar gerne gekommen, sein Flieger aus München musste aber wegen Nebels gestrichen werden. Bernd Stöber, der Wormuths Vertreter werden soll, hatte einen Termin in der Frankfurter Verbandszentrale, und Wormuth selbst sah keine Veranlassung, sich in Köln blicken zu lassen. Die neue Ära beginnt in einer Atmosphäre der Verstimmung.

Wormuth hatte sich noch zwei Tage zuvor in der Sportschule Hennef vor den Toren Kölns aufgehalten, um Prüfungen von Anwärtern auf die A-Lizenz, der Vorstufe zum Fußballlehrer, abzunehmen. Dort hatte er reichlich Zeit, seine Pläne gegenüber Journalisten zu erläutern: Strukturell soll die Akademie sich zu "einer Hochburg des Wissens" entwickeln, hatte er erklärt. Die Inhalte würden überprüft, Anforderungen verschärft, und die Ausbildungsdauer wird von sechs auf elf Monate verlängert.

Doch offenbar gibt es ein erhebliches Kommunikationsproblem beim DFB. Das Team der Dozenten habe "einen Vorschlag" für die inhaltliche Modernisierung erarbeitet, erzählte Liesen, "aber als Frank Wormuth mal drei Tage hier war, kannte er den gar nicht". Der Mediziner nutzte die Gelegenheit für eine Grundsatzkritik am DFB: Der Verband kümmere sich nicht um angemessene Räumlichkeiten, seit Jahren werde von einem Kompetenzzentrum zur Qualitätssicherung gesprochen, "doch es bewegt sich nichts".

Dass die alte Fußballlehrer-Lizenz, mit der Rutemöller gestern so prominente Absolventen wie Claus-Dieter Wollitz, Jos Luhukay, André Trulsen, den Jahrgangsbesen Dirk Schuster oder Steffi Jones ausstattete, renovierungsbedürftig ist, wird indes schon lange gemunkelt. Offenbar war die Installation Wormuths eine der personellen Änderungen, die Löw im Herbst zur Voraussetzung für seine Unterschrift unter einen neuen Bundestrainervertrag, erklärt hatte. Es ist ein weiterer Schritt im von Jürgen Klinsmann angestoßenen Reformprozess beim DFB, doch an irgendeiner Stelle im Verband ging es diesmal offenbar zu langsam.

Der 62-jährige Rutemöller nimmt seine Absetzung jedoch mit Gelassenheit. "Es müssen auch mal wieder Junge ran, und wenn die offen für den Rat der Alten sind, dann kann das nicht falsch sein", sagte er. Bis Ende 2008 steht er noch beim DFB unter Vertrag, den Umbau soll er in beratender Funktion begleiten, dann geht er in Rente.

Der neue Chefausbilder, der jeden Freitag mit Löw und ein paar Freunden in einer Freiburger Halle kickt, möchte vor allem den fußballnahen Fachbereichen mehr Gewicht verleihen. "Sportbiologie, Wettkampflehre, Trainingslehre, Biomechanik, das Thema Persönlichkeitsentwicklung und das Thema Fußball" stünden künftig noch stärker im Mittelpunkt, während Fächer wie Vereinsrecht, Verwaltungslehre oder Orthopädie an Bedeutung verlieren. Zudem möchte der 47-Jährige, der seinen Trainerzenit in der Zweiten Liga beim SSV Reutlingen durchschritt, mehr externe Referenten einbinden. Internationale Startrainer könnten Referate halten, auch fachfremde Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft sollen eingebunden werden. Da zittert die eine oder andere etablierte Lehrkraft wohl mit einiger Berechtigung um ihren Job.

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