Trainersuche bei Bayern München: Klopp könnte es machen

Bayern fahndet nach einem Nachfolger für Ottmar Hitzfeld. So ist der Mainzer Trainer Jürgen Klopp ins Raster geraten. "Ich habe persönlich nichts damit zu tun", sagt der vorsorglich.

Klopp: Es gibt "wirklich schlimmere Dinge auf der Welt" als Kandidat für den Posten des Bayern-Trainers zu sein. Bild: dpa

MAINZ taz Am Samstagnachmittag leitete Jürgen Klopp bei seinem FSV Mainz 05 die erste richtige Einheit in dieser Wintervorbereitung. Der 40 Jahre alte Trainer hatte sichtlich Spaß an seiner Arbeit, die zu diesem Zeitpunkt einer Saison immer auch etwas mit Sadismus zu tun hat, sind die ersten beiden Wochen einer Vorbereitungsphase fast ausschließlich der körperlichen Aufrüstung der Kicker gewidmet. Strahlend schickte Klopp also seine Schützlinge immer wieder die Treppenstufen auf der Haupttribüne im Eiltempo hinauf, bis die Muskeln brannten. Da ist es irgendwie eine lustige Vorstellung, dass Klopp in wenigen Monaten Weltstars wie Franck Ribéry oder Luca Toni auf ähnliche Weise quälen könnte. Auch wird Klopp derzeit in den Kandidatenkreis für die Hitzfeld-Nachfolge an der Säbener Straße aufgenommen.

Klopp, der vor allem wegen seiner Tätigkeit als ZDF-Experte und seines Auftretens in der Öffentlichkeit hohes Ansehen in der Fußballszene genießt, ist eine Option für den deutschen Rekordmeister, sofern die Herren Hoeneß und Rummenigge sich nach den weitgehend unbefriedigenden Kooperationen mit etablierten Trainern zu einem Experiment hinreißen lassen sollten. Dann wäre der unverbrauchte Sympathikus der Typ, der dem FC Bayern einen neuen Geist einhauchen könnte. Klopp selbst kommentiert die Gerüchte bislang gewohnt klug, indem er darauf verweist, "dass es wirklich schlimmere Dinge auf der Welt" gebe, als Kandidat für Hitzfelds Nachfolge zu sein. "Ich habe mitbekommen, dass ich Thema sein soll. Aber persönlich habe ich damit nichts zu tun."

Unterdessen ist Klopp noch am anderen Ende von Deutschlands Fußballlandkarte im Gespräch. Auch in Hamburg gilt er als einer der möglichen Kandidaten auf die Nachfolge des im Sommer nach Holland zurückkehrenden Huub Stevens. Klopp schadet dabei an der Isar wie an der Elbe offenkundig überhaupt nicht, dass er in der Zweiten Liga arbeitet. In seinen sieben Jahren als Trainer des FSV Mainz 05 hat Klopp lediglich einen Aufstieg vorzuweisen und zwei Klassenerhalte in der Bundesliga. Diese an sich mickrige Bilanz verbaut dem seit 1990 als Spieler und später als Trainer in Mainz arbeitenden Klopp indes offenkundig keinerlei persönliche Aufstiegschancen.

Der Abstieg der Mainzer wurde in allen kritischen Betrachtungen immer wieder auf die finanziellen Grenzen eines Klubs aus der Fußballprovinz und das dadurch arg begrenzte Spielermaterial zurückgeführt. Auf ihren "Kloppo", der 2001 mitten in der Saison vom Posten des rechten Verteidigers auf die Trainerbank gewechselt war, sind sie unterdessen noch immer uneingeschränkt stolz. "Jürgen hat ohne jeden Zweifel das Zeug zu einem ganz großen Trainer bei einem großen Verein", sagt Manager Christian Heidel. "Aber ich werde darum kämpfen, dass er das erst in ein paar Jahren zeigt und nicht schon nach dieser Saison."

Während der Manager Überlegungen anstellt, wie er Perspektiven in Mainz aufzeigen kann, behauptet Klopp steif und fest, dass "ich mir noch überhaupt keine Gedanken über meine Zukunft gemacht habe, weil ich neben meiner Arbeit für Mainz 05 überhaupt keine Zeit dafür habe". Außer Zweifel steht jedoch, dass sich der Fußballlehrer jeder Aufgabe gewachsen fühlt. Er ist beseelt von der Überzeugung, dass er den Trainerjob beherrscht und keine Eintagsfliege ist. Diese Selbstsicherheit hat ihn in den vergangenen Jahren von dem Druck befreit, Mainz 05 schon bei erstbester Gelegenheit für einen deutlich besser dotierten Job verlassen zu müssen. Vor zwei Jahren blieb er den Mainzern sogar treu, als der VfB Stuttgart den gebürtigen Schwaben vor Armin Veh auf der Kandidatenliste führte. Klopp ist dabei weit davon entfernt, seinen Ehrgeiz wie beispielsweise ältere Kollegen vom Schlage Otto Rehhagels oder Felix Magaths mit Meisterschalen und Pokalen stillen zu müssen. "Wenn ich mit 65 mal zurückschaue und keine Titel vorweisen kann, dann muss das noch lange nicht heißen, dass ich unzufrieden sein muss mit meiner Trainerkarriere", hat Klopp einmal gesagt, um zu unterstreichen, dass er Erfolg auch anders zu definieren weiß und beispielsweise einem Klassenerhalt von Mainz 05 in der Bundesliga eine höhere Wertigkeit zuspricht als der 21. Deutschen Meisterschaft des FC Bayern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.