FC Chelsea vs. Queens Park Rangers: Wenn Krösus kicken lässt

Die beiden reichsten Fußballmannschaften des Globus messen sich im englischen FA-Pokal. Der FC Chelsea besiegt die Queens Park Rangers mit 1:0, doch die wollen bald zurückschlagen.

Nach 30 Minuten eingewechselt: Didier Drogba. Bild: reuters

LONDON taz Am Samstag stand schon wieder ein West-Londoner Derby an, schon wieder unter denkbar ungleichen Voraussetzungen. Der eine Verein ist, gemessen an dem Vermögen der Eigentümer, der reichste der Welt und möchte ganz nach oben. Der andere ist der FC Chelsea. Unwirkliche Szenen spielten sich im FA-Pokalspiel an der Stamford Bridge ab. Chelsea-Trainer Avram Grant wechselte 30 Minuten vor Schluss mit Didier Drogba, Michael Ballack und Joe Cole nach und nach drei sündhaft teure Stars ein, um den 1:0-Vorsprung über die Zeit zu retten, die Fans vom Zweitligisten Queens Park Rangers wedelten frech mit Geldscheinen von der Tribüne. "Wir haben mehr Geld als ihr", sangen sie, und das stimmt wirklich.

Im vergangenen Herbst haben die schwerreichen Formel-1-Manager Bernie Ecclestone, 77, und Flavio Briatore, 57, den kleinen Klub in Shepherds Bush übernommen, vor kurzem stieg auch der indische Stahlmagnat Lakshmi Mittal als Investor ein. Mittal besitzt über 26 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie Chelseas Eigentümer Roman Abramowitsch. Der Russe ließ sich im Sommer 2006 die Verpflichtung von Schewtschenko 45 Millionen Euro kosten, die gleiche Summe gab Mittal für die Hochzeit seiner Tochter aus. Das Duell der nominell finanzstärksten Vereine im Fußball war leider aber äußerst arm an Qualität. "Unser Ziel ist es, Chelsea in ein paar Jahren auf Augenhöhe zu begegnen", sagte Rangers italienischer Trainer Luigi De Canio nach dem schmeichelhaften 1:0-Sieg der Blues. Chelsea, das seine Topspieler zunächst schonte, kroch auf den Knien durch das Derby mit den neureichen Nachbarn, die ihrerseits nicht viel mehr als ehrlichen Einsatz und solide Defensivarbeit zu bieten hatten. Passend zum schwachen Niveau entschied ein Eigentor von Rangers-Keeper Lee Camp die Partie: Claudio Pizarros Weitschuss prallte vom Pfosten an den Rücken des Torwarts und zurück ins Netz. (29.)

Pizarro zeigte mit seiner schlampigen Spielweise, warum Chelsea dringend Ersatz für den demnächst zum Afrika-Cup reisenden Drogba benötigt. Grant regte sich auf der Bank immer wieder furchtbar über den ehemaligen Münchner auf. Die Chelsea-Fans klatschten nur aus Höflichkeit, als Pizarro in der 71. Minute Ballack Platz machen musste. Der deutsche Nationalmannschaftskapitän konnte sich nicht mehr in Szene setzen, er war damit beschäftigt, weite Bälle der Rangers aus dem eigenen Strafraum zu köpfen.

Grant, der sich seit seiner Amtsübernahme gerne als Fußballästhet geriert, wurde zum Pragmatiker. "Im Pokal ist es nur wichtig, eine Runde weiterzukommen", sagte er. Gut, dass Abramowitsch in Russland weilte und das Spiel nicht sehen konnte. "Ich werde ihn anrufen und fragen, ob er mit mir zufrieden ist", sagte Grant noch. Das sollte ein Witz sein. De Canio muss keine Unterhaltung bieten, er soll mit QPR nur den Klassenerhalt schaffen. Der in Italien schon weit gereiste Coach gab zu, dass er die sechs neu verpflichteten Spieler gar nicht richtig kenne, selbst englischen Fußballfans sind Namen wie Agyemang (Preston) oder Ephraim (West Ham) nicht unbedingt geläufig. Der QPR-Vorstand setzt klug auf einheimische Spieler, die sich in der 2. Liga auskennen. Die Stars müssen warten. Der Aufstieg ist erst 2009 oder 2010 geplant.

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