Kommentar Gazastreifen: Hamas braucht Israel

Ein Ende der Gewalt im Gazastreifen kann nur von der Hamas ausgehen. Sie müsste ihre Raketenangriffe stoppen - aber die Hoffnung, dass sie das tut, ist gering.

Die israelische Armee versetzt den Extremisten im Gazastreifen einen schweren militärischen Schlag nach dem anderen - politisch sind die Luftattacken und der vorläufig noch punktuelle Einmarsch indes kontraproduktiv. Denn sobald die Kampfpiloten der israelischen Luftwaffe am Himmel über Chan Junis und Gaza ihre Kreise zogen, richteten die zuvor miteinander kämpfenden Aktivisten von Hamas und Fatach ihre Waffen umgehend in dieselbe Richtung.

Zuvor hatte die Hamas wochenlang darauf gedrängt, die Gespräche über eine Nationale Einheitsregierung wieder aufzunehmen, was die Fatah stets ablehnte. Erst als der Sohn des ehemaligen Außenministers gefallen war, reisten Mitglieder der politischen Führung im Westjordanland nach über sieben Monaten des Boykotts wieder in den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen. Das Prinzip der Konfliktschlichtung im eigenen Volk durch Aktivierung des gemeinsamen Feindes hat schon immer geklappt. Und die israelische Führung lässt sich in ihrer Ohnmacht angesichts des andauernden Raketenterrors allzu leicht in diese Falle locken.

Umso schwerer lässt sich nachvollziehen, warum die israelische Regierung die wiederholten Waffenstillstandsangebote der Hamas so hartnäckig ablehnte. Stattdessen drängt der Verteidigungsminister in Jerusalem erneut auf eine unbefristete Großoffensive.

Ein Ende der Gewalt scheint - wenn überhaupt - nur von der Hamas ausgehen zu können. Sie könnte nach dem Prinzip funktionieren, das Soldaten an der Westfront Weihnachten 1914 praktizierten. "We not shoot, you not shoot", riefen sie damals und stellten das Feuer ein. Israel hat versprochen, die Voraussetzung für einen Waffenstillstand bestünde lediglich darin, dass die Hamas ihre Raketenangriffe stoppt. Genau das müsste die Hamas jetzt tun - so wie sie es immer wieder ankündigt. Doch viel Hoffung, dass das ernst gemeint ist, gibt es nicht. Schließlich braucht die Hamas Israel als Angreifer politisch überaus dringen

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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