Brot für Designer

Werkstoffe verändern das alltägliche Stadtbild: Zum Beispiel durch bewegliche Bushaltestellen

Eine Bushaltestelle, an der Sie sich so wohl fühlen wie in ihrem eigenen Wohnzimmer, die so sauber ist wie die Fensterscheiben zu Hause und bei starker Sonne Schatten spendet – solche Vorstellungen werden bald Wirklichkeit mit Hilfe neuartiger Beschichtungen.

Auf der Aachener WING-Konferenz denken Wissenschaftler aus den verschiedensten Bereichen der Werkstoffindustrie allerdings nicht an gemütliche Bushaltestellen. Sie interessiert der spätere Nutzen nur wenig. „Wozu brauche ich aber Technik, die ich nicht nutzen kann?“ sagt Stefan Maas, Produktdesigner bei der Kölner Agentur bmbh. „Technische Entwicklungen müssen für den Menschen eine klar ersichtliche Funktion haben, sonst sehen sie keinen Sinn darin.“ Die Aufgabe von Design sei daher, zwischen der Industrie und dem Verbraucher zu vermitteln. Damit Forschung nicht zum Selbstzweck wird, setzen sich Designer damit auseinander, welcher Bereich des täglichen Lebens durch äußere Veränderungen einfacher, schöner oder funktionaler wird.

„Neue Materialien sind Grundnahrungsmittel für Produktdesigner,“ betont Stefan Maas, der aus zehn Jahren Erfahrung spricht. Oft kommen Entwickler mit neuen Materialien auf ihn zu und er sucht erst die Funktion – der Designer wird zum Erfinder. Bei anderen Projekten ist die Idee zuerst da und die Designer suchen bei der Forschung und der Industrie nach dem Material, das am besten zu dem Konzept passt. So entstand „tourist“, eine Schreibtischlampe aus Polypropylen, die für den Siebdruck schon lange vorher eingesetzt wurde. Das Material ist extrem flexibel, nicht zerbrechlich und sehr günstig.

Beschichtungen, die zurzeit im Bereich der Nanotechnologie entwickelt werden, sind für Designer ein Wunsch, der wahr werden könnte. Um Funktionen durchzuführen, für die bis jetzt aufwändige Geräte benötigt wurden, genügt in Zukunft eine bestimmte Beschichtung. Sich selbst reinigende Glasscheiben, die bei Sonne von alleine abdunkeln, eröffnen völlig neue Ideen für die Raumgestaltung. Wo es früher die Aufgabe von Design war, die klobige Technik möglichst geschickt zu verstecken, können sich die Produktgestalter heute darauf konzentrieren, dem Produkt eine schöne Form zu geben. „Durch diese Beschichtungen werden Funktionen unsichtbar und das Design rückt in den Vordergrund.“ INA WEIKAMP
UND SEMIRAMIS CEYLAN