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Vorwahl-"Super Tuesday" in USAFinanzkrise lässt Obama schwächeln

Barack Obama hat nach dem "Super Tuesday" noch die Chance, Präsidentschaftskandidat der Demokraten zu werden. Er müsste beim Thema Wirtschaft punkten.

"Unsere Bewegung ist real": Barack Obama am "Super Tuesday" in Chicago : ap

BERLIN taz Barack Obama ist angriffslustig. Er hält in Chicago eine Siegesrede nach dem knappen Ausgang des "Super Tuesday", die altbewährte Motive seines Wahlkampfs wiederholt. Zum Beispiel: "Unsere Zeit ist gekommen. Unsere Bewegung ist real. Und der Wechsel kommt nach Amerika." Dann schmettern die Anhänger ihr Standart-Motto im rappelvollen Hotel Hyatt Regency: "Yes we can." Er sagt aber auch Sätze, die klar gegen seine Rivalin Hillary Clinton gerichtet sind. Zum Beispiel: "Die Amerikaner müssen die Wahl haben: zwischen einer, die so viel Geld von Lobbyisten genommen hat wie niemand sonst - und jemandem, der keinen Pfennig von Lobbyisten annimmt. Zwischen jemandem, der für den Irak-Krieg gestimmt hat, und jemandem, der gegen ihn protestiert hat."

Hat Barack Obama allen Grund für dieses Selbstvertrauen - obwohl Hillary Clinton immer noch knapp 100 Delegierte mehr für den Nominierungsparteitag Ende August hinter sich versammelt hat? Ja - und Nein. Kann denn Obama den Rückstand auf seine Rivalin noch aufholen? Yes - he can.

Obama hat an diesem Super-Wahltag zunächst einmal in 14 US-Staaten gewonnen - das sind sechs mehr als Hillary Clinton. Er hat damit den Bürgerrechtler Jesse Jackson abgelöst, der mit bisher elf gewonnenen US-Bundesstaaten den Rekord für Schwarze bei Kandidatenrennen hielt. Obama hat jetzt 16. Vor allem hat er seine Siege quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika geholt - von der Ostküste über den Süden und den Westen und in der Mitte. Er hat sie in Staaten mit schwarzer Bevölkerungsmehrheit geholt, aber auch in konservativ eingestellten Republikaner-Staaten des Mittleren Westens. Obama hat bisher sogar genauso viele gewählte Delegierte gewonnen wie Clinton - nur die Verteilung der sogenannten Superdelegierten, vorher bestimmte Funktionsträger und Ex-Amtsträger der Demokratischen Partei, bringen Clinton ihren Vorsprung. Er hat also den ursprünglich geplanten Krönungstermin der Clintons zumindest nach hinten geschoben. Einerseits.

Obama hat aber auch schmerzhafte Niederlagen zu verkraften: Die offensichtlichste ist die in Kalifornien. Einen Tag vor dem Super Tuesday hatte er in Umfragen noch geführt, doch am Ende schlug ihn Clinton mit deutlichem Vorsprung - mit 52 zu 42 Prozentpunkten. Überhaupt hat Obama zwar mehr Staaten gewonnen - aber eben nicht die bevölkerungsreichen und mit vielen Delegierten ausgestatteten Bundesstaaten wie eben Kalifornien, New York oder New Jersey.

Ein weiteres Problem für Obama: Die Wählerschaft scheint ziemlich zementiert. Am Deutlichsten kommt das bei den Minderheiten zum Vorschein: Bei den African Americans hat Obama erwartungsgemäß eine große Mehrheit. Doch bei den Hispanics und den Wählern asiatischer Herkunft hat er keine Chance. In Kalifornien, wo allein 370 von 4.025 Delegiertenstimmen zu vergeben waren, stimmten 70 Prozent der Hispanics und sogar 75 Prozent der Asians für Clinton. Bei weißen Demokraten holte er im Vergleich zu bisherigen Vorwahl-Ergebnissen zumindest auf: Aus diesem Segement bekam er von 40 Prozent der Wähler Zuspruch.

Was Obama aber wirklich Sorgen machen muss, ist der Zuspruch je nach Klassenzugehörigkeit: Clinton entpuppt sich als die Anwältin der weniger Betuchten (Einkommen unter 50.000 Dollar), während Obama in der Oberschicht (über 150.000 Dollar) am Besten ankommt. Das ist insofern ein Problem für die Obama-Kampagne, weil sein ursprüngliches Thema, mit dem er gegen Clinton punkten wollte, in den Hintergrund gerückt ist: der Irak-Krieg, den Clinton 2002 befürwortet hatte und den er, Obama, von Beginn an abgelehnt hat. Angesichts der Immobilienkrise und der Angst vor der Rezession erklären in Umfragen mittlerweile 90 Prozent der Befragten, dass die Wirtschaft das herausragende Thema sei. Und offensichtlich trauen mehr Wähler Clinton zu, diese Krise zu bewältigen.

Da stehen sich dann der Idealismus, die Rede vom "Change" des Barack Obama und der Pragmatismus Hillary Clintons gegenüber. Clinton ist programmatisch in diesen Themen klarer. Zum Beispiel beim Umgang mit jenen rund 45 Millionen US-Bürgern, die sich derzeit keine Krankenversicherung leisten können. Da gehen Clintons Pläne am Weitesten: Sie will eine Versicherungspflicht für alle Bürger einführen und die Kosten für die Gesundheitsversorgung senken. Obama will eine Versicherungspflicht nur für Kinder, bei Erwachsenen aber das Prinzip der Freiwilligkeit beibehalten. Staatliche Zuschüsse sollen den Erwerb einer Versicherung attraktiver machen.

Obama sagte bei seinem Auftritt in Chicago: "Es gibt eine Sache, für die wir an diesem Tag keine Zahlen brauchen: Wir wissen, dass unsere Zeit gekommen ist." Doch um Zahlen wird er beim Wahlkampfthema Wirtschaft wohl nicht herumkommen.

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