CDU will Kindergelderhöhung: Köder für junge WählerInnen

Die Union will ab 2009 mehr Kindergeld zahlen. Damit verstößt sie gegen die Absprache mit der SPD. Die möchte erst mal die Lage prüfen - und das Geld im Zweifel lieber in Armenhilfe stecken.

Für die lieben Kleinen soll's Windelgeld geben aus dem Füllhorn der Union Bild: dpa

BERLIN taz Mehr Geld für Eltern - mit diesem Vorstoß wartet jetzt, pünktlich zum Endspurt des Hamburg-Wahlkampfs, die CDU auf. Am heutigen Montag will das Parteipräsidium in Hamburg eine Erklärung verabschieden, wonach Familien ab Januar 2009 mehr Kindergeld erhalten sollen. "Die Höhe des Anstiegs werden wir im Herbst 2008 festlegen", heißt es in dem Papier.

Der Vorstoß ist die jüngste Wendung in einem Wettstreit, der seit Monaten die Parteien beschäftigt: Wer kann sich familienpolitisch besser profilieren - und so gerade junge WählerInnen an sich binden?

Entsprechend verschnupft reagiert die SPD auf den CDU-Vorstoß. SPD-Familienpolitikerin Caren Marks etwa mahnte, doch bitte die Absprachen einzuhalten. Bislang hatten beide Koalitionspartner zugestimmt, zunächst einen Bericht über das Existenzminimum abzuwarten. Er soll klären, ob das jetzige Kindergeld die grundlegenden Bedürfnisse eines Kindes abdeckt. Derzeit erhalten Eltern, unabhängig vom Einkommen, für das erste bis dritte Kind je 154 Euro. Ab dem vierten Kind steigt die Summe auf 179 Euro im Monat. Im Herbst sollte laut Absprache entschieden werden, ob dies noch ausreicht oder ob eine Erhöhung notwendig ist.

SPD-Finanzminister Peer Steinbrück zögert bislang auch deshalb mit einer Festlegung, weil das Geld womöglich an anderer Stelle benötigt wird - etwa für den Ausbau der Kinderbetreuung. Die SPD erwägt, das Kindergeld einzufrieren und überdies die Kinderfreibeträge zu kürzen, von denen vor allem Gutverdiener profitieren. Das gesparte Geld soll dann in Programme fließen, die besonders sozial schwachen Familien zugutekommen, etwa in eine kostenlose Schulspeisung. An diesem Kurs hält Steinbrück auch weiterhin fest: Eine höheres Kindergeld stehe derzeit nicht zur Debatte, versicherte am Sonntag ein Sprecher des Finanzministeriums.

Die CDU setzt sich nun von diesen Plänen ab. "Vorschläge aus der SPD, die Kindergelderhöhung auszusetzen und die Kinderfreibeträge zu kürzen, um damit teure Staats-Programme zu finanzieren, lehnen wir ab", heißt es in dem neuen Papier.

Überhaupt nimmt Familienpolitik in dem CDU-Entwurf breiten Raum ein. So bekräftigt die Partei ihre - auch intern höchst umstrittene - Forderung nach einem Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zuhause erziehen, statt sie in eine Kinderkrippe zu schicken. Zudem kündigte sie für das Frühjahr 2009 ein Steuerkonzept an, dass sich nach dem Motto "einfach, niedrig, gerecht" richten solle.

Ob diese Pläne auch wirklich umgesetzt werden, ist indes sehr ungewiss. Joachim Poß etwa, Vize-Fraktionsvorsitzender der SPD, wies den Vorstoß zurück. "Was in der Koalition beschlossen wurde, wird von der CDU/CSU auf den Marktplätzen in Frage gestellt", sagte er am Sonntag. Bundeskanzlerin Angela Merkel müsse "endlich Ordnung in ihren Reihen schaffen und das Durcheinander beenden". Es bleibt offen, ob die Differenzen in der Koalition wirklich so deutlich sind oder ob sie nur in Zeiten des Wahlkampfs besonders betont werden.

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