Nach zehn Jahren in der Parteispitze: Bütikofer will nicht länger Chef sein

Überraschend kündigt Reinhard Bütikofer an, im November nicht mehr für den Vorsitz zu kandidieren. Bütikofer will sich 2009 fürs Europaparlament bewerben - und Platz machen "für ein junges Gesicht".

Strippenzieher Reinhard Bütikofer. Bild: dpa

BERLIN taz Der grüne Parteichef Reinhard Bütikofer hat nach zehn Jahren genug von der Parteiführung. Am Montag Nachmittag gab er in Berlin bekannt, nicht wieder als Vorsitzender kandidieren zu wollen. Er strebe stattdessen einen Sitz im Europaparlament an und wolle sich ein Jahr Zeit nehmen, diesen Schritt gut vorzubereiten. Claudia Roth will dagegen auf dem Parteitag im November wieder für den Vorsitz kandidieren. Ein möglicher Nachfolger ist noch nicht im Gespräch.

Reinhard Bütikofers Engagement in der Politik begann wie so oft bei Grünen seiner Generation in einer Kommunistischen Hochschulgruppe, der er bis 1980 angehörte. 1984 wurde er dann für die Grünen in den Heidelberger Stadtrat gewählt. Nach einer Karriere auf Landesebene in Baden-Württemberg, gelang Bütikofer im Dezember 1998 als Bundesgeschäftsführer der Grünen in die oberste Parteiführung.

Er galt von Anfang an als guter Stratege und begeisteter Strippenzieher. Zu seinen großen Leistungen zählt wohl, als Bundesgeschäftsführer die Zustimmung der Basis zu den auf mehr als zwei Jahrzehnte gestreckten Atomausstieg in der Rot-Grünen Koalition organisiert zu haben. Schließlich ging es dabei - neben den Einsätzen der Nato im Kosovo - um die ganz große Symbolfrage für die Grünen in der Koalition.

Bütikofer stellte seinen Posten 2002 zur Verfügung, nachdem Fritz Kuhn Bundesvorsitzender wurde - denn die beiden konnten schlicht nicht miteinander. Doch im Dezember 2002 musste Fritz Kuhn zurücktreten, als es ihm nicht gelungen war, die Trennung von Amt und Mandat per Parteitagsbeschluss entscheidend zu lockern. Aus einem gewissen Mangel an Alternativen - dieses Szenario war damals nicht durchgespielt worden, um die Parteichefs nicht schon vorab zu gefährden, wurden nun Reinhard Bütikofer und Angelika Beer an die Spitze der Partei gespült.

Obwohl Bütikofer nicht gerade ein volkstümlicher Typ ist und auch kein begnadeter Redner, hielt er sich bis jetzt - anders als Beer - unangefochten an der Parteispitze. Er überstand sogar das Ende der rot-grünen Koalition, bei der ja viele prominente Kandidaten arbeitslos und für Parteijobs wieder verfügbar wurden.

Bütikofer hat sich 1999 schon einmal für eine Kandidatur zur Europawahl beworben. Damals scheiterte er. Diesmal dürfte er mehr Erfolg haben.

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