Autohersteller-Karussel: VW übernimmt und wird übernommen

Porsche will Mehrheit am Volkswagen-Konzern. Und dieser gibt die Übernahme von Scania bekannt.

Die Marke Scania bleibt erhalten, doch dahinter steckt VW. Bild: dpa

HANNOVER taz/ap Der Autobauer Porsche will seine Beteiligung an Volkswagen auf mehr als 50 Prozent erhöhen. Der Aufsichtsrat habe dafür bei einer außerordentlichen Sitzung am Montag grünes Licht gegeben, teilte der Sportwagenhersteller in einer Pflichtmitteilung für die Börse mit. Der Vorstand werde ermächtigt, weltweit alle notwendigen aufsichts- und kartellrechtlichen Schritte einzuleiten. "Unser Ziel ist die Schaffung einer der innovativsten und leistungsstärksten Automobil-Allianzen der Welt", erklärte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Eine Fusion der beiden Unternehmen sei aber nicht geplant.

Zugleich ist Volkswagen beim Aufbau einer eigenen Lkw-Sparte ein gutes Stück vorangekommen. Das Wolfsburger Unternehmen konnte gestern die Übernahme der Mehrheit an den stimmberechtigten Aktien des schwedischen Lkw-Produzenten Scania bekannt geben. Volkswagen kauft demnach für knapp 2,9 Milliarden Euro den Stiftungen der schwedischen Wallenberg-Clans deren Anteil an Scania ab. Der Stimmrechtsanteil von VW an dem fünftgrößten europäischen Lkw-Hersteller erhöht sich dadurch von 38 auf 68,6 Prozent, der Anteil am Scania-Kapital von rund 21 auf 37,7 Prozent.

Durch die Übernahme der Scania-Stimmrechtsmehrheit könnte es doch noch zu der Lkw-Allianz von Scania, MAN und Volkswagen kommen, die VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch unter VW-Führung seit langem anstrebt. Volkswagen ist mit knapp 30 Prozent auch größter Einzelaktionär von MAN und Piëch ist auch bei dem Münchner Unternehmen Aufsichtsratschef. MAN sah gestern verbesserte Aussichten für die Dreier-Allianz. Volkswagen will nun mit MAN und Scania Kooperationsmöglichkeiten ausloten.

Zusammen kommen die drei möglichen Partner zumindest in die Nähe der Großen der Branche wie Volvo oder Daimler. Scania und MAN erzielen mit Nutzfahrzeugen jeweils einen Jahresumsatz von rund 9 Milliarden Euro. Beim dritten Partner der angestrebten Allianz der VW-Marke "Nutzfahrzeuge" waren es 2006 gut 8,3 Milliarden Euro. Weltmarktführer Daimler Trucks brachte es 2007 allein auf 28,4 Milliarden Euro Umsatz.

Volkswagen selbst ist in der Lkw-Produktion bislang kaum vertreten. Die VW-Marke Nutzfahrzeuge produziert vor allem Transporter und VW-Bullis. Schwere Lastwagen stellt VW nur in Brasilien am Standort Resende her. Die neue Allianz könnte den Autokonzern Volkswagen/Porsche daher zum wirklichen Alleskönner machen, der vom Porsche bis zum Lupo und vom Scania-Truck bis zum Bulli fast alles baut, was Räder hat.

Positiv haben Schwedens Regierung und die Gewerkschaften auf die Übernahme reagiert. Der konservative Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt sagte im Rundfunk in Stockholm, positiv sei vor allem, dass der Markenname Scania erhalten bleibe und die Produktion sowie der Hauptsitz und wichtige Entwicklungseinheiten in Schweden verbleiben.

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