Nerviges Nationalsymbol: Giftspritze für Kängurus

Weil die Kängurus zur Plage werden, plant Australiens Regierung, 400 von ihnen zu töten. Tierschützer wollen sich zur Not vor die Kängurus werfen - als "lebende Schutzschilde".

Wartet auf die Giftspritze: Östliches Graukänguru. : ap

CANBERRA taz In Australien haben sich die Kängurus drastisch vermehrt, und nun ist das Überleben der Tier- und Pflanzenwelt im Gebiet Canberra bedroht. So jedenfalls sehen es die australischen Behörden. Außerdem drohe den Beuteltieren der Hungertod. Auch am Sonntag versuchten mehrere hundert Kängurus, unter den wenigen Bäumen des Geländes Schutz vor der gleißenden Sonne zu finden. In dem betreffenden Ökosystem könnten jedoch nur etwa einhundert Östliche Graukängurus leben, sagen Experten. Die meisten Fachleute und der australische Tierschutzverband RSPCA stimmen dem Vorhaben zu. Die Kängurus unter solchen Umständen leben zu lassen, sei eine Quälerei.

70 Tierschützer aus dem ganzen Land blockierten am Sonntag den Zugang zur Anlage. Sie wollen wenn nötig mit Gewalt gegen eine Gruppe von Jägern vorgehen, die von der Regierung beauftragt worden war, die Tiere diese Woche mit spezieller Pfeilmunition zu betäuben. Danach sollen die Kängurus von Tierärzten mit Giftinjektionen getötet werden. Die Tierschützer meinten, sich gegebenenfalls als "lebende Schutzschilde" vor die Kängurus werfen zu wollen. "Wir sind fest entschlossen, zu verhindern, dass die Kängurus getötet werden", sagte der Organisator des Protests, Pat OBrian.

Der australische Premierminister Kevin Rudd wies am Sonntag in Canberra Vorwürfe der Doppelmoral zurück. Das japanische Fernsehen hatte Australien vorgeworfen, den Walfang durch Japan zu kritisieren, gleichzeitig aber das eigene Nationalsymbol zu töten. Die Armee als Besitzerin des betroffenen Geländes hatte die Tiere zuerst abschießen wollen. Nach Protesten aus dem In- und Ausland entschloss man sich für Betäubungsspfeil und Giftspritze. Ein Vorschlag, die Kängurus zu betäuben und in gepolsterten und klimatisierte Wagen in eine neue Heimat zu fahren, wurde als zu teuer verworfen. Laut Medienberichten hätte die Aktion für jedes Tier so viel gekostet wie ein Flugticket um die Welt.

In Australien gibt es zwischen 55 und 80 Millionen Kängurus. Diese Zahl ist um einiges höher als zur Zeit vor der europäischen Besiedelung des Kontinents vor über 200 Jahren. Die von den weißen Neuankömmlingen eingeführte Landwirtschaft nach europäischem Muster hat es den Tieren ermöglicht, sich stark zu vermehren. Künstliche Seen und Wiesen sind wie Futterkrippen für die Kängurus, die sich unter natürlichen Bedingungen nur in wasser- und futterreichen Jahren fortpflanzen.

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