Hamburger SV gegen VfL Wolfsburg: Mit einem Punkt zufrieden

Der Hamburger SV schleicht Richtung Champions League. Hat das Team enfach schon zu viele Spiele in den Beinen?

Der Wolfsburger Josue (r) und der Hamburgs Kapitän Rafael van der Vaart im Kopfball-Duell. Bild: dpa

Einer der Sinn- und Merksprüche, die Huub Stevens in Dauergebrauch hat, lautet, dass man "auch mal mit einem Punkt zufrieden sein muss", wenn das und das so und so gelaufen ist. Was soll man sagen? Genauso verhält es sich mit dem 1:1 beim VfL Wolfsburg vom vergangenen Samstag. Gemessen an der souveränen Verbissenheit, mit der der HSV 50 Minuten das Spiel kontrollierte und das 1:0 von Reinhardt (14.) verteidigte, hätte mehr rauskommen können. Aber angesichts der fehlerhaften Darbietung bei und nach Ljubojas überraschendem Ausgleich (52.) gilt letztlich doch der Verbal-Stereotyp des scheidenden HSV-Trainers. Neun Spiele hat Stevens noch, dann kommt ein Neuer - wer es sein wird, ist weiterhin unklar.

VfL Wolfsburg: Benaglio - Riether, Ricardo, Costa, Madlung, Schäfer - Gentner (69. Laas), Josué, Santana - Marcelinho (82. Simunek) - Ljuboja (69. Grafite), Dzeko

Hamburger SV: Rost - Boateng, Reinhardt, Mathijsen, Atouba (65. Benjamin) - Jarolim (81. Kompany), de Jong - Demel, Trochowski (57. Olic) - van der Vaart - Guerrero

Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne) - Zuschauer: 30 000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Reinhardt (14.), 1:1 Ljuboja (52.)

Gelbe Karten: Ricardo Costa (5), Josué (3) / de Jong (5)

Gelb-Rote Karten: Madlung (80./wiederholtes Foulspiel) / Kompany (87./wiederholtes Foulspiel)

Rote Karten: Grafite (90./Tätlichkeit) / Mathijsen (90./Tätlichkeit)

Beste Spieler: Ricardo Costa, Josué / Reinhardt, Jarolim

Übrigens war das Spiel im Großen und Ganzen nicht schlecht. Und längst nicht so hektisch oder hart, wie es vier Platzverweise - je zwei für jedes Team - in den letzten zehn Minuten nahelegen.

Die Bayern sind jedenfalls entgültig weg, das muss man langsam akzeptieren. Aber dahinter bleibt der Hamburger SV auf Platz 2 und auf Champions League-Kurs. Zwar ist man nun seit zehn Ligaspielen ungeschlagen, aber man schleicht der europäischen Gelddruckmaschine derart entgegen, dass keine seriöse Prognose abgegeben werden kann, ob es am Ende reichen wird.

Was spricht für Hamburg? Sicher die Defensiv-Maschine, die zeitweise so präzise und druckvoll arbeitete, dass selbst ein mittlerweile qualitativ okayes Team wie Wolfsburg lange Zeit keinerlei Kombinationsfußball hinkriegte. Andererseits, sagt Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer "haben wir es dem Schicksal überlassen, ein Tor zu bekommen." Ein Fehler von Trochowski, ein bißchen Glück, weil Mathijsen Ljubojas Linksschuß abfälschte, "dann haben wir die Kontrolle über das Spiel abgegeben". Warum, das weiß auch Beiersdorfer nicht. Am Gegner lag es bedingt. Beiersdorfer fand bei allem Respekt, dass "die nicht so stark waren." Lag es auch an Schiedsrichter Kinhöfer, der nach Riethers Handspiel einen Elfer nicht gab, den selbst der Verursacher in die Rubrik "kann man geben" einordnete? Beiersdorfer und Stevens finden: ja.

Eigentlich kann der HSV sich nach dem Aus im Pokal und im Uefa-Cup nun auf die letzten Ligaspiele konzentrieren (anders als Schalke und Leverkusen). Trotzdem hat das Team, das im UI-Cup startete, einfach schon eine Menge Spiele in den Beinen. Der Leistungsabfall in der VW-Arena war beträchtlich. Und Kapitän Rafael van der Vaart war praktisch nicht im Spiel. Ein Feuerwerk schossen in Wolfsburg nur die HSV-Anhänger ab.

Nun muss man am Samstag gegen Arminia Bielefeld auch noch auf die vom Platz gestellen Mathijsen (Rot) und Kompany (Gelb-Rot), sowie de Jong (fünfte Gelbe) verzichten. Kompany war gerade sechs Minuten im Spiel, als er das zweite gelbwürdige Foul beging und wieder gehen durfte (87.). "Zurecht", wie Stevens bellte, "wenn er sich so dumm anstellt." Mathijsen dagegen war beim Doppelplatzverweis-Showdown mit seinem Gegenspieler Grafite für die Hamburger Opfer, wie sie offenbar überhaupt den eingewechselten Brasilianer zum nächsten bösen Bundesligabuben nach Maik Franz aufbauen wollen. Beiersdorfer hält ihn für einen Schwalbenkönig, Stevens wies bedeutungsschwanger darauf hin, Mathijsen sei "mit Verdacht auf Handbruch" ins Krankenhaus abtransportiert.

Der VfL Wolfsburg muss derweil am Freitag in Rostock auf beide Innenverteidiger verzichten. Madlung sah auch Gelb-Rot (80.), Costa, die fünfte gelbe Karte. Was heißt das? "Das heißt", sagt Felix Magath - und bei sowas verzieht er keine Miene, "dass wir zwei andere Innenverteidiger aufbieten müssen." Magath hat gut grinsen, mit 37 Punkten, der Rückkehr ins Mittelfeld der Liga und dem Erreichen des Pokalhalbfinales hat er das Saisonziel praktisch geschafft. Der Rest ist Zugabe. Der HSV dagegen...Sagen wir so: "Der HSV ist auf einem guten Weg. Wenn man es mit der letzten Saison vergleicht." Noch so ein Merkspruch von Huub Stevens. Egal, wie es ausgeht: Den wird er auch noch am letzten Spieltag bringen.

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