ostermarsch: Friedlicher Jubilar mit Lücken

Der Ostermarsch fällt kleiner aus als erwartet. Rund 1.000 Demonstranten beim 50. Jubiläum. Das Pendant in Nordbrandenburg ist deutlich größer. Dort protestierten 5.000 gegen das Bombodrom.

Es ist nie zu spät, für den Frieden zu demonstrieren Bild: AP

Die Jubiläumsfeier ist trist ausgefallen. 50 Jahre nach dem weltweit ersten Ostermarsch in London beteiligten sich am Montag deutlich weniger Menschen als erwartet am traditionellen Friedensmarsch durch Berlin. Laut Veranstalter kamen etwa 2.000 Personen, die Polizei sprach von nur 750 Teilnehmern. Laut Anmeldung bei der Polizei hatten die Organisatoren 4.000 Teilnehmer erwartet.

Dabei erinnerte die Strecke des gestrigen Ostermarschs vom Adenauerplatz zur Gedächtniskirche noch an ein anderes Jubiläum. 1968, beim damals zweiten Berliner Ostermarsch, hatten Tausende auf der gleichen Route demonstriert. Nur wenige Tage zuvor war damals der Studentenführer Rudi Dutschke auf dem Kudamm niedergeschossen worden. "Dutschke wollte Deutschland aus dem Sumpf des Adenauerschen Obrigkeitsstaates retten. Heute rutscht Deutschland immer tiefer in den afghanischen Sumpf", sagte Erdogan Kaya, Vorsitzender des Vereins zur Solidarität von ArbeiterInnen und Jugendlichen, in der Eröffnungsrede zum gestrigen Ostermarsch. Unter den Demonstranten waren sogar einige von damals dabei, etwa der Mitorganisator des diesjährigen Ostermarschs, Klaus-Dieter Heiser. Viele Forderungen, meint Heiser, seien durch die 68er-Bewegung verwirklicht worden. Allerdings gebe es immer noch Atomwaffen und immer noch Kriege. Nur seien die Voraussetzungen jetzt besser als 1968. Zum Beispiel existiere heute eine breitere Opposition im Bundestag, sagt Heiser, heute Mitglied der Linkspartei. Die hatte ebenso wie die Grünen, Attac und zahlreiche Friedensgruppen zu dem Protestmarsch aufgerufen. Die bessere allgemeine Lage sei wahrscheinlich der Grund, warum weniger Leute teilnehmen würden, vermutet Heiser.

Doch es finden sich durchaus auch jüngere Leute unter den Demonstranten. Melanie, 24, Germanistikstudentin aus Potsdam, sagt: "Ich möchte ein Zeichen für den Frieden setzen. Eigentlich müssten hier zehntausende von Menschen gegen den Krieg in Afghanistan und für den Frieden auf der Welt demonstrieren." Ihre Mutter und ihre Oma hat sie auch mitgebracht, nur konnten sie sich nicht auf eine Organisation einigen, an deren Seite sie der Demonstration folgen würden. Stefan, ein 19-jähriger Zivildienstleistender aus dem Saarland, verbringt seinen Osterurlaub in Berlin. Er trägt eine Gitarre auf dem Rücken und hat sich "auf der Suche nach Action" dem Marsch angeschlossen. Richard, 31, ist Jurist und betont: "Durch Kriege kann man keinen Frieden erlangen, das beweisen Israelis und Palästinenser doch seit Jahrzehnten eindrucksvoll."

Eindrucksvoller als der Ostermarsch in Berlin war sein Pendant in Nordbrandenburg. Dort hatten nach Angaben der Organisatoren 5.000 Demonstranten gegen die militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide protestiert. Die Bundeswehr will dort Tiefflüge üben.

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