Frauen-Klubfußball Verona vs. Frankfurt: Mängel im Aufbau

Beim 4:2 im Uefa-Pokal-Halbfinale gegen Bardolino Verona offenbart der 1. FFC Frankfurt Abwehrschwächen und den schlechten Zustand des Frauen-Klubfußballs.

Birgit Prinz freut sich (beim 2:0 gegen Schweden am 10. März in Portugal) Bild: ap

Das Vereinswappen des Frauenfußballclubs Calcio Femminile Bardolino Verona ist ein echter Hingucker. Vor dem Hintergrund der Veroneser Stadtfarben Gelb und Blau blickt eine rassige Italienerin verträumt in die Ferne, ihre Löwenmähne fliegt im Gegenwind aus dem Bild. An Grandezza und Liebe zum großen Auftritt hat es italienischen Fußballern bekanntlich noch nie gemangelt. Da machen die Frauen keine Ausnahme, selbst wenn sie im Weltfußball - ganz anders als ihre derzeit mit dem Weltpokal in der Verbandsvitrine ausgezeichneten Herren der Schöpfung - höchstens eine kleine Nebenrolle einnehmen.

Nach der 2:4-Niederlage beim deutschen Vorzeigeklub 1. FFC Frankfurt im Halbfinale des bei den Frauen als Wettbewerb der Landesmeister organisierten Uefa-Pokals verbreitete der amtierende italienische Champion indes nur noch leise Töne. Der zweifache Uefa-Cup-Sieger vom Main ist für den Club vom Gardasee eben doch eine Nummer zu groß, auch wenn die Frankfurterinnen es aufgrund katastrophaler Abwehrfehler verpassten, den Einzug ins Uefa-Pokalfinale bereits vor der Reise über die Alpen endgültig unter Dach und Fach zu bringen. "Wir hätten das Ding heute viel klarer entscheiden müssen", kritisierte Stürmerin Birgit Prinz die Leistung ihres Teams, "wir hätten mehr Tore machen müssen und keinesfalls zwei kassieren dürfen."

Die Worte von Deutschlands Vorzeigefußballerin können als ein Armutszeugnis für den europäischen Frauen-Vereinsfußball interpretiert werden. Denn tatsächlich hätten die Frankfurterinnen den italienischen Meister in der Runde der vermeintlich besten vier europäischen Teams mit einem Kantersieg auf die Heimreise in die berühmte Weinregion im Veneto schicken können. Und das, obwohl Prinz und Co. eine alles andere als berauschende Vorstellung zeigten. Den Frankfurterinnen genügten die individuelle Klasse der je zweimal erfolgreichen Stürmerinnnen Prinz und Conny Pohlers, um die haarsträubenden Schwächen im Defensivspiel zu übertünchen.

Der Innenverteidigung mit Tina Wunderlich und der US-Amerikanerin Gina Lewandowsky unterliefen im Spielaufbau immer wieder anfängerhafte Fehler, die Verona nach dem 2:0 wieder ins Spiel brachten und zu den Gegentreffern durch Maria Sorvillo und der besten Italienerin Melania Gabbiadini führten. "Dass wir trotz solcher Fehler in einem Uefa-Pokal-Halbfinale so locker gewinnen, ist kein gutes Zeugnis für den europäischen Vereins-Frauenfußball", analysierte FFC-Torhüterin Silke Rottenberg treffend. Und Rekordnationalspielerin Prinz untermauerte die Kritik ihrer Schlussfrau mit den Worten, "dass wir diese Dinge abstellen müssen, wenn wir eine wirklich große Mannschaft werden wollen".

Trotz der offenkundigen Mängel im Spielaufbau war der überraschende Verzicht von Trainer Hans-Jürgen Tritschoks auf Spielmacherin Renate Lingor kaum ein Thema im Frankfurter Stadion am Brentanobad. Die Mittelfeldregisseurin der Nationalmannschaft, 2006 noch zur drittbesten Spielerin der Welt gewählt, ist aufgrund mangelhafter Fitness bei ihrem Trainer in Ungnade gefallen. Für das Uefa-Pokal-Halbfinale wurde sie nicht berücksichtigt, weil sie offensichtlich intern Kritik am Vorgehen des Coaches äußerte. Die in Frankfurt unter den Zuschauern weilende Bundestrainerin Silvia Neid, die weiterhin uneingeschränkt auf die Dienste Lingors vertraut, zuckte auf Nachfrage zur Ausbootung ihrer Spielmacherin nur die Schultern. Ihrer Ansicht nach sei selbst eine nur zu 50 Prozent fitte Lingor noch eine Bereicherung für das Frankfurter Spiel.

Solch ein Luxusproblem hätte CF Bardolino wohl nur allzu gern. Stattdessen müssen die Frauen sich mit ganz anderen, hierzulande weitgehend überwundenen Schwierigkeiten herumplagen. "In Italien wird Frauenfußball leider noch lange nicht so akzeptiert wie in Deutschland", sagte Trainer Renato Longega, "die meisten Männer nehmen das alles noch nicht so richtig ernst."

Vielleicht sollte die rassige Italienerin auf dem Vereinswappen von Bardolina die "Tifosi" künftig im Kampf um Emanzipation etwas bedrohlicher und entschlossener anschauen und die Löwenmähne durch ein Stirnband bändigen. So jedenfalls kommt die deutlich ernsthafter blickende Wappenfrau des FFC Frankfurt rüber. Offenkundig mit großem Erfolg.

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