Philippinen stoppen Organhandel: Kein Herz mehr für Ausländer

Eine Niere für 1.500 Euro: Der Organhandel auf den Philippinen boomt - auf Kosten der Ärmsten. Die Regierung hat den Handel mit Ausländern nun vorübergehend ausgesetzt.

Aufschrift einer Organ-Kühlbox. Bild: dpa

Manila taz Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo hat es lange zur Chefsache gemacht, Medizintourismus auf den Philippinen zu fördern. Von Augenoperationen per Laser bis zum Zahnersatz gibt es im Inselstaat alle denkbaren Behandlungen für begüterte Ausländer zum Discountpreis. Nun musste die Regierung die Notbremse ziehen, nachdem die Auswüchse des Medizintourismus öffentlich wurden. Bis auf weiteres sind Organtransplantationen an Ausländern tabu, verkündete Gesundheitsstaatssekretär Alexander Padilla.

Denn unter dem Deckmantel der Legalität haben sich die Philippinen laut der "Philippinischen Gesellschaft für Nierenkrankheiten" (PSN) zu einem globalen Zentrum des Organhandels entwickelt. Nieren von Lebendspendern gebe es zum Spottpreis ab 1.500 US-Dollar, beklagt Amihan Abueva von der Menschenrechtsgruppe "Asia Against Child Trafficking". In der Türkei kostet das Organ mindestens 7.500, in Brasilien 6.000 Dollar. Selbst in Europas Armenhäusern Moldawien und Rumänien bekommt der Spender nach Angaben der Organisation "Organ Watch" noch 2.700 Dollar.

Offiziell durften bisher nur zehn Prozent aller Transplantationen auf den Philippinen an Ausländern vorgenommen werden. Dies sei jedoch weitgehend ignoriert worden, glaubt PSN-Präsidentin Lyn Gomez. Die Zahl der Nierenspenden von nicht mit dem Empfänger verwandten Spendern sei allein 2005 um 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Im Großraum Manila gebe es Dutzende Männer, die ihre Niere über Mittelsmänner verkauft hätten, so die PSN-Mediziner. Es seien die "Ärmsten der Armen", die ein Organ opferten, damit ihre Kinder für einige Wochen etwas zu essen hätten. Medizinische Nachsorge oder eine Langzeitunterstützung für die Familie des Spenders gäbe es nicht.

Besonders Japaner und Araber zog es bisher in die Philippinen, weiß Abueva. In Japan und Saudi-Arabien ist der Anteil philippinischer Hilfskräfte vor allem im Gesundheitssektor sehr hoch. Statt wie in ihrer Heimat Jahre auf eine Niere zu warten, können Wohlhabende sich im Inselstaat die Unabhängigkeit von der Dialyse erkaufen. Das Geld machen Agenturen, die Transplantations-Pakete inklusive Operation, privater Krankenschwester und Hotel zu 85.000 Dollar anbieten.

Laut Gesundheitsminister Francisco Duque soll diese Praxis bald der Vergangenheit angehören. Mit einer neuen Verordnung will er die Organentnahme an gerade Verstorbenen stärken und so den Organhandel untergraben. Seinen Angaben zufolge stammen bisher nur zehn Prozent aller verpflanzten Organe von Verstorbenen.

Aus der Ausländerfrage hält sich Duque indes völlig raus, das habe eine zu schaffende spezielle Behörde zu entscheiden: "Die Experten können den Ausländeranteil bei zehn, fünfzig oder null Prozent festlegen", meint er lapidar. Kritiker glauben, der Organhandel werde nun erst richtig in Schwung kommen. "Das wird alle Türen für eine noch größere Ausbeutung armer Landsleute durch ausländische Empfänger und einheimische Syndikate öffnen", warnt Lyn Gomez.

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