Schalkes müheloser Sieg über Cottbus: Schluss mit der Quälerei

Ein beinahe holländischer Auftritt mit vielen kurzen Pässen auf engem Raum bescheren dem FC Schalke 04 ein 5:0 gegen Energie Cottbus.

Vier Tore von Kevin Kuranyi waren zu viel für Energie Cottbus. Bild: ap

GELSENKIRCHEN taz Bojan Prasnikar schlich sich im Rücken von Youri Mulder davon und hastete auf die Rolltreppe. Mit seiner braunen Ledertasche sah der Trainer des FC Energie Cottbus aus wie ein Landarzt, der einem Patienten noch schnell ein paar Tropfen Medizin vorbeibringt, damit der besser schlafen kann. Nun war der FC Schalke nach dem 1:5 in Bremen und der Entlassung von Trainer Mirko Slomka zwar nicht bettlägerig, aber doch reichlich angeschlagen. Gut, dass Prasnikar nicht nur sein Doktorköfferchen, sondern auch eine Schar von in grellem Orange gekleidetem Pflegepersonal mitgebracht hatte.

"Cottbus kam uns heute gelegen", sagte Schalkes Fabian Ernst nach dem 5:0-Sieg gegen die Samariter aus der Lausitz. Doch was hilft das, wenn der Patient nicht willens ist, möglichst schnell wieder kerngesund zu werden? Die Schalker waren dazu am Dienstagabend bereit. Sie berappelten sich in der 90-minütigen Intensivbehandlung zu einer putzmunteren Truppe, die den höchsten Bundesligasieg seit fast 17 Jahren herausschoss. Die Arznei, die ihr dazu verhalf, war eine Mixtur. Es macht keinen Sinn, die genauen prozentualen Anteile zu erforschen, aber ein kräftiger Schuss Mulder und Mike Büskens wird schon dabei gewesen sein.

Das neue Trainerduo, in dem der Deutsche wegen seiner Lizenz formal die Chefrolle übernehmen muss, schaffte innerhalb von zwei Tagen, woran Slomka die ganze Saison vergeblich herumgedoktert hatte. Die Schalker gaben sich nicht mit der Führung zufrieden, die Krankenpfleger Vragel da Silva ihnen geschenkt hatte (31.). "Wir haben die ganze Zeit offensiv gespielt", sagte Kevin Kuranyi. Viermal traf der Stürmer. Vor gut einer Woche war er noch "zu müde im Kopf", um etwas zu sagen. Die Demütigungen der Fans, die Kritik in den Medien, der höhnische Applaus bei einer Auswechslung hatten ihn verstummen lassen. Am Dienstag genoss er seine Erweckung. "Das ist doch mal etwas Besonderes", sagte er zu seiner Trefferzahl. Kuranyi bedankte sich artig bei den Kollegen: "Wenn die Mannschaft guten Fußball spielt, dann bekommt jeder Freiräume."

Guter Fußball, das war es, was den Schalker Fans gefehlt hatte. Slomka wurde das Defizit zum Verhängnis, und wer es wollte, konnte in vielen Äußerungen nach dem Spiel einen Seitenhieb oder sogar eine Breitseite gegen den ehemaligen Trainer erkennen. Kuranyi, der die Entlassung bedauert hatte, sprach von einer "holländischen Fußballmentalität", mit der die Mannschaft aufgetreten sei. Viele kurze Pässe auf engem Raum, das habe Sicherheit und letztlich den Spaß zurückgebracht. Der Holländer Youri Mulder sagte: "Es war wunderbar, den kleinen Vicente Sanchez zu sehen. Dem kannst du doch nicht sagen, er soll verteidigen."

Es fügte sich am Dienstag alles wunderbar, um von einem Neuanfang und einer Initialzündung zu sprechen. In der gleichen taktischen Ausrichtung mit fast dem identischen Personal hatte es zehn Tage zuvor nur ein quälendes 1:0 gegen Hansa Rostock gegeben. Nun war es 5:0 ausgegangen. MARCUS BARK

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