Zuwachs im Landeszoo

Waschbär, Mink und Enok vermehren sich ungestüm – und bringen damit die heimische Tierwelt in Bedrängnis

Mit dem Gerede von Überfremdung und Parallelwelten durch Zuwanderer zündelt die CDU seit Jahrzehnten an den Stammtischen. Dass Deutschland Einwanderungsland ist, hat aber inzwischen mindestens der durch den Skandal um vergammeltes Hühnerfleisch angeschossene Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) begriffen. Einigermaßen ressentimentfrei, aber dennoch „voller Sorge“ referierte er am vergangenen Freitag im Landtag in Hannover über den Einmarsch von Mink, Nutria, Streifenhörnchen und Nilgans und Artgenossen in die niedersächsischen Tiefebenen und Wälder.

Die eigene Partei hatte Ehlen mit einer kleinen Anfrage über die niedersächsischen Jäger, die „heimischen Tierarten durch die Neuzuwanderer bedroht“ sähen eine Steilvorlage gegeben, endlich mal Stellung zu dem „Problem“ zu beziehen.

Es ist tatsächlich eins, wenn man Ehlen glauben mag: Der nordamerikanische Waschbär, der in den 1920er-Jahren erstmals in Hessen ausgesetzt wurde, ist inzwischen schon fast zur Plage geworden. Während niedersächsische Jäger den Allesfresser Anfang der 1990er etwa 100-mal erlegten, kam er im vergangenen Jahr im Land bereits 1.600-mal vor die Flinte, davon allein 500-mal im Landkreis Göttingen. Das possierliche Tierchen ist jedoch Nahrungskonkurrent der hierzulande bedrohten Wildkatze und ebenso spitz auf Vögel. Der fuchsähnliche Marderhund aus Ostsibirien und China, auch Enok genannt, vermehrt sich ähnlich rapide, zum Leidwesen von Fröschen und Kröten.

Der Mink, eine Nerzart aus Nordamerika, hat den hiesigen Nerz quasi bereits aus dem Ökosystem verdrängt und gefährdet Vögel in Feuchtgebieten. Wie der aus Südamerika stammende Sumpfbiber namens Nutria, ein Feind des hiesigen Bibers, ist er aus Pelzfarmen getürmt und vermehrt sich seitdem frei nach Darwin, das heißt ungestüm. Man sollte, so Ehlen, aber auch „nicht verniedlichen“, dass die Minks auch schon von aktiven Tierschützern aus Pelzfarmen befreit wurden. Derartige Handlungen seien „nicht nur kriminell“, sondern würden „auch der heimischen Natur“ Schaden zufügen. Da seien schon „verheerende Dinge eingetreten“.

Ähnlich verhalte es sich mit dem bis zu 20 Zentimeter großen, äußerst gefräßigen amerikanischen Ochsenfrosch und dem schädlichen Kartoffelkäfer. Über die chinesische Wollhandkrabe, die in norddeutschen Flüssen wütet, verlor der Minister erst gar kein Wort. ksc