„Die Reichen gegen die Armen“

Holger Hanisch, Organisator des Obdachlosen-Treffs „CaFée mit Herz“ in St. Pauli, ist um provokante Worte nicht verlegen, wenn es etwa darum geht, Spenden für die Einrichtung zu sammeln. So auch, als am Sonnabend der 4. Hamburger Bettlermarsch mit zeitweilig 500 TeilnehmerInnen einen Stopp vor dem Hanseviertel (Foto) einlegt. „Heute habt ihr noch die Möglichkeit zu konsumieren, aber wie lange noch?“, fragt er in die Menge vor dem Shopping-Center. „Schon bald könnt auch ihr euren Job verlieren, von Armut und Angst erfasst werden, in die Obdachlosigkeit oder gesellschaftliche Isolation geraten und Hilfe brauchen.“ Worte, die vor dem Hintergrund von Sozial- und Jobabbau in vielen Branchen für Diskussionen am Straßenrand führen.

Drastisches auch von dem Schauspieler Rolf Becker: Die „neoliberale Politik“, die von den Medien als einziger Weg gepriesen werde, sei längst zum „Kampf der Reichen gegen die Armen“ ausgeartet, dem es „Widerstand entgegenzusetzen“ gelte. Selbst wenn hierzulande der Funken noch fehle und sich die „soziale Kälte“ nicht in Wut und Protest entlade, könnte es – mit Blick auf die Unruhen in Frankreich – auch hier schnell anders kommen, so Becker. Er zitiert ein Ghetto-Kid, das von einer Barrikade der Polizei zugerufen habe: „Es geht uns nicht um brennende Autos, gebt uns das, was wir brauchen – ein Dach über den Kopf und einen Arbeitsplatz.“

Für alle Redner ist klar, dass die aktuellen Beschlüsse der Großen Koalition noch mehr Menschen und ihre Familien an die Armutsgrenze rutschen lassen werden – eine „unerträgliche“ Vorstellung auch für Uwe Grund, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter und Mitglied des ver.di-Landesvorstands. KVA/Foto: B. Ettler