"Es geht wieder aufwärts": Lidl-Chef lobt Betriebsklima

Klaus Gehrig, Aufsichtsratchef von Lidl, hält die Mitarbeiter-Schikane seines Discounters für "branchenüblich" und empfiehlt Milchbauern neue Jobs.

So ist's Recht: Jubellidler bei einer Kundgebung in Karlsruhe. Bild: dpa

BERLIN taz Der Bespitzelungsskandal und der folgende Vertrauensverlust bei den KundInnen hat dem Discounter Lidl nach Angaben von Aufsichtsratschef Klaus Gehrig lediglich "Umsatzeinbußen im einstelligen Millionenbereich" beschert. "Es geht wieder aufwärts", sagte Gehrig in der Sendung "Leute" auf SWR 1 Baden-Württemberg. Dass Gehrig sich im Radio live teilweise durchaus kritischen Fragen stellte, ist der Teil der neuen Strategie: Man will nicht wie bisher Berichterstattung verhindern, sondern sich aktiv einmischen.

Vor gut vier Wochen war bekannt geworden, dass in rund 100 Lidl-Filialen MitarbeiterInnen von Privatdetektiven mit Kameras überwacht worden waren. Kündigungen von MitarbeiterInnen habe es aber nicht gegeben, "wenn man den Einzelfall weglässt", so Gehrig kryptisch.

Ansonsten bleibt die Nummer zwei auf dem deutschen Discount-Markt knallhart: Die jüngste Absenkung der Milchpreise sei kein "Raubtierkapitalismus", so Gehrig: Da die Molkereien günstig produzierte Milch aus Polen und Tschechien zukauften, seien die neuen Preise völlig angemessen. Nur die deutschen BäuerInnen gucken in die Röhre - ihnen empfahl der Lidl-Chef, "sich andere Absatzmärkte zu suchen oder sich auf andere Produkte zu orientieren".

Keine Frage, der Mann hat Oberwasser: Gehrig kann darauf bauen, dass ihm von Seiten der Medien mit Offenheit begegnet wird, weil da überhaupt mal jemand von Lidl was sagt. Darauf baut nun auch die Charme-Offensive des knapp 40 Milliarden schweren Einzelhandels-Imperiums. Lidl sei, anders als von Gewerkschaftsseite angeprangert, auch keinesfalls arbeitnehmerfeindlich: "Wir bewegen uns im branchenüblichen Rahmen", sagte Gehrig - der Kunde erwarte schließlich, dass Lidl "preisaggressiv" bleibe. Dennoch werde von den Führungskräften künftig noch mehr Sozialkompetenz erwartet: "Man muss wieder lachen können", so Gehrig mit Blick auf das Arbeitsklima.

Gegenüber den MitarbeiterInnen bleibt der Lidl-Chef auf der Hut: 40 Prozent der Diebstähle in den Lidl-Märkten gingen auf ihr Konto: "Die tun das, in vielfältiger Weise", sagt Gehrig. In der Konzernzentrale in Neckarsulm, da sei "das Betriebsklima schon sehr gut". Andernorts kommen bald die Kameras zurück.

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