Beck’s neue Kistenburg

Platz für 16 Millionen Liter Bier: Im kommenden Frühjahr soll auf dem Grünenkamp das neue Logistikzentrum des Großbrauers entstehen

Bremen taz ■ 817, 824, 806, Lücke. Letztere soll bald von einer weiteren Gebäudenummer auf dem Geländeplan von Beck&Co ersetzt werden: Der Grünenkamp wird – sechs Jahre nach Erwerb des Platzes durch die Bierbrauer – mit einem Logistikzentrum bebaut. Für Beck&Co bedeutet das eine 30-prozentige Erweiterung der Lagerkapazitäten auf 14.000 Quadratmeter.

Kommenden April soll mit der Errichtung des 121 Meter langen Gebäudes begonnen werden, zehn Monate später können dort 16 Millionen Liter Bier palettenweise gestapelt werden. Die Investitionskosten: „Ein hoher einstelliger Millionenbetrag“, wie Hans-Georg Eils, für den Bereich Technik zuständiger Geschäftsführer, auf Nachfrage erklärt. Vor fünf Jahren hat Beck&Co den Platz für 5,5 Millionen Mark von der Stadt gekauft. Damit verbunden war die vertragliche Verpflichtung zu einer „architektonisch und städtebaulich hochwertigen Bebauung“. Die sieht Senatsbaudirektor Uwe Bodemann nun „in schlagender Weise“ gegeben: „Beck’s ist es im besten Sinn gelungen, eine Kiste an die Kreuzung zu stellen.“ Gemeint ist eine Fassade aus flaschengrünen, in ein Stahlraster eingehängten Glasbausteinen, die künftig rund um die Uhr an der Ecke Western-/Langemarckstraße strahlen sollen. Das Modell stammt von den Bremer Architekten Schulze/Schulze/Pampus, die als eines von sieben vorausgewählten Büros am Wettbewerb teilnehmen durfte.

Bodemann ist auch von der zwischen Alt- und Neustadt geschaffenen „Torsituation“ begeistert. Die allerdings würde erst dann wirklich entstehen, wenn das 10 Meter hohe Gebäude in einem zweiten Bauabschnitt auf 18 Meter erhöht würde – was bislang ausdrücklich nur als Option, nicht als Plan gilt.

Der Neustädter Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer erinnert daran, dass der Grünenkamp früher „das Herz der Neustadt gewesen ist“. Entsprechend sei der Verkauf des Platzes „für manche immer noch eine Tragödie“. Seit 1919 fanden hier wesentliche Teile des Freimarktes statt, erst dessen Verlegung auf die Bürgerweide machte den Grünenkamp zum Dauerparkplatz – animiert von gelegentlichen Zirkusvorstellungen.

Immerhin muss niemand argwöhnen, Beck&Co habe die Namensrechte gleich mitgekauft. Der Grünenkamp ist keineswegs nach Flaschen, sondern nach einen im Siebenjährigen Krieg angelegten Heumagazin benannt.

Henning Bleyl

Diesen Donnerstag (18 Uhr) werden die Planungen in einer Bürgerversammlung im Ortsamt Neustadt vorgestellt, ab dem 28. 11. sind alle eingereichten Arbeiten für 14 Tage im Siemens-Hochhaus (Contrescarpe 72) zu sehen.