SPD-Chef Beck am 1. Mai beim DGB: Lahmes Grußwort vom Pflichtgast

Erstmals seit fünf Jahren hat mit Kurt Beck ein SPD-Chef auf der Hauptkundgebung des DGB gesprochen. Doch eine Rückkehr zur Eintracht früherer Tage war das nicht.

Eine "protokollarische Pflicht": Kurt Beck beim DGB. Bild: dpa

MAINZ taz Immerhin: Eier flogen auf Kurt Beck bei seinem Auftritt bei der Hauptkundgebung des DGB in Mainz keine - anders als bei seinem Vorgänger Franz Müntefering, dessen Rede am 1. Mai 2005 auf einer Veranstaltung in Duisburg unter Eiern und Pfiffen untergegangen war. Damals, inmitten der Agenda-Politik unter Gerhard Schröder, befand sich das Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Sozialdemokratie am Tiefpunkt. Nun sprach mit Beck zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder ein SPD-Vorsitzender auf einer zentralen Maikundgebung des DGB. Doch eine Rückkehr zur Eintracht vergangener Tage ist das längst nicht.

Die Einladung an Beck sei eher eine "protokollarische Pflicht" gewesen, versichert ein Organisator vom DGB Rheinland-Pfalz. Schließlich sei Beck der Ministerpräsident dieses Bundeslandes. "Solche Leute laden sich doch sowieso selbst ein", meint Heinz Grenda von der IG Metall. Er sei seit 50 Jahren Gewerkschaftsmitglied und bis vor einigen Jahren auch glühender Anhänger der SPD gewesen. Doch als "Hartz IV und all die anderen Schweinereien" ausgerechnet von der SPD "durchgepeitscht" worden seien, habe er mit der Partei "gebrochen". "Arbeitnehmerfeindlich und asozial" sei diese Politik, und daran habe sich bis heute nichts Wesentliches geändert, schimpft er weiter. Das sieht Michael Schweikhardt von der Gewerkschaft der Polizei ähnlich. Die SPD habe im Umgang mit den Arbeitnehmern und den Gewerkschaften "viel Porzellan zerschlagen". Das lasse sich nicht so schnell wieder kitten. Dass sich die Partei unter Beck für Mindestlöhne engagiere und Ausbildungsplätze für alle Jugendlichen fordere, zeige immerhin "Dialogbereitschaft".

Kollege Grenda hält das für "Geschwätz". Er hofft auf die Linke. Nur eine starke Linke werde der SPD "weiter Beine machen". Rechtzeitig zum 1. Mai vermeldete die Linke etwa im Saarland wieder zwei Neuzugänge: gestandene Betriebsräte und Gewerkschafter, die Beck ihr Parteibuch zurückgeschickt haben.

Mehr als ein Grußwort sprach Beck dann auch nicht. Vereinzelt gab es Pfiffe. Gegner der Bahnprivatisierung hatten vor der Rednertribüne einen Schilderwald aufgebaut: "Beck - nahe am Kapital". Der reagierte gereizt: "Kommt, kommt! Hört auf, hört auf!" Und einem Zwischenrufer, den er bei der Linken verortete, hielt Beck vor, dass dessen "Partei doch anderswo die Wasserversorgung privatisiert". Begeisterung bei den 1.000 Zuhörern löste das nicht aus.

Da bekam DGB-Chef Michael Sommer schon mehr Beifall für seine Rede, in der er sich gegen "amerikanische Verhältnisse" in Deutschland wandte und das "soziale Europa" einklagte. Arbeit dürfe nicht arm machen. Deshalb würden die Gewerkschaften für einen Mindestlohn von wenigstens 7,50 Euro kämpfen. Auch Löhne unter Tarif für Leiharbeiter werde der DGB nicht länger akzeptieren.

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