Bayern verliert das UEFA-Cup-Halbfinale: Nur für Stuttgart Maß der Dinge

Bayerns kleiner Triple-Traum ist geplatzt. Das 0:4 bei Zenit St. Petersburg bedeutet auch das Ende von Kahns internationaler Karriere. Wie soll es mit dem FCB bloß weitergehen?

Des Titans letzter Auftritt auf internationaler Bühne: Gleich vier Mal hinter sich gegriffen. : dpa

BERLIN taz Müssen wir uns jetzt Sorgen machen um den deutschen Fußball? Jetzt, wo der FC Bayern München, das Maß aller Double-Dinge im Lande, international an den Rändern von Europas Spitzenfußball gescheitert ist? Die Fehleinschätzung des kleinen Getafe konnte Bayern im Viertelfinale des Uefa-Cups zwar durch die Intervention des Weiter-weiter-immer-weiter-Kahn abfedern, so dass es gerade noch fürs Halbfinale reichte. Aber im ollen Petrowski-Stadion von St. Petersburg, das ein Fassungsvermögen hat wie das alte Millerntor des FC St. Pauli, war die Mannschaft im Halbfinalrückspiel fast chancenlos.

Und ähnlich wie sich die Bayern bei den kleinen Hamburgern gern mal schwertaten, besonders als sie sich dort 2002 als Weltpokalsieger von einem designierten Absteiger demütigen ließen, unterschätzten sie auch St. Petersburg. Oder sind eben doch nur für Stuttgart und Rostock wirklich das Maß aller Dinge. Nicht aber für aufstrebende spanische Vorortvereine und erst recht nicht für einen russischen Meister.

Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld nannte die Leistung seiner Mannschaft bei diesem 0:4 "katastrophal" und wirkte dabei für seine Verhältnisse erstaunlich unverhärmt. Vorstand Karl-Heinz Rummenigge hingegen kaprizierte sich beleidigt auf Berechnungen, der Gegner sei frischer gewesen, da die russische Meisterschaft gerade erst begonnen hat. Auch so kann man sich selbst klein machen. Alternativ geht es auf Hoeneß-Art, und zwar so: "Das lass ich mir nicht einreden, dass wir international keine Rolle spielen. Die Mannschaft ist müde. Basta."

Da hatte sie nur einen sehr schlechten Zeitpunkt gewählt, erschöpft zu sein. "Das wichtigste Spiel seit sieben Jahren", dem Gewinn der Champions League 2001, hatte Hitzfeld die Partie zuvor genannt. Schon in der ersten Minute hätte Klose den Weg zum Finale ebnen können, das dann postwendend das wichtigste Spiel seit sieben Jahren geworden wäre. Doch sein Ball wurde von der Linie gekratzt. Es wäre andernfalls vielleicht manches anders gekommen, so aber war in diesem Moment der Höhepunkt des Münchner Schaffens schon vorbei. Drei Minuten später traf Porgebnyak per Freistoß zum 1:0. Es folgten statistische und fruchtlose Überlegenheit der Bayern sowie in kühler Demonstration von Klasse drei weitere Treffer für St. Petersburg.

Bayerns Porgebnyak, Luca Toni, ging zwischendurch nicht so richtig Toni-artig mit seinen raren Chancen um. Was ja im Wesentlichen die Idee der Bayern gewesen war: Ist Toni wieder dabei - 36 Tore in 42 Pflichtspielen - wird es schon klappen. Klappt aber eben nicht immer. Womit das 140. Europapokalspiel von Oliver Kahn sein letztes wurde. Er ertrug es: "Irgendwann ist man einfach froh, dass es dann auch vorbei ist." Was auch immer er damit meinte: das Spiel, seine Karriere, das notorische Bayern-Ziel multipler Titelgewinne.

Nichts ist es also mit dem Triple, dem kleinen, wie man anfügen sollte, schließlich ging es um den Uefa-Cup und nicht den etatmäßigen Bayern-Wettbewerb Champions League. Was bleibt, ist eine Bayern-Zukunft ohne Kahn. Der ist zwar als Torwart schwergängig geworden, aber hat immer wieder, wenn es um etwas ging, mit seiner finsteren Entschlossenheit für spektakuläre Wendepunkte und Erfolge seines Vereins gesorgt. So einen bekommen sie kaum je wieder.

Zur allgemeinen Verstärkung sollten sie sich jetzt vielleicht doch mal die Ränder Europas genauer ansehen. Und einen Russen kaufen, zum Beispiel. Geld ist ja da. Im jüngsten Ranking des US-Wirtschaftsmagazins Forbes werden die Bayern als fünftwertvollster Club der Welt geführt. Immer noch ziemlich gut, auch wenn sie im Vorjahr einen Rang besser standen. Erster in dieser Liste ist Manchester United, das am 21. Mai in Moskau gegen Chelsea um den großen Titel der Champions League spielt. Eine Woche zuvor tragen in Manchester selbst nun Zenit und die Glasgow Rangers das Uefa-Cup-Finale aus. Ach, Manchester, für Bayern liegt auf Manchester einfach kein Segen, egal in welchem internationalen Wettbewerb, am Ende geht immer etwas schief.

An diesem Sonntag, so viel Prognose darf sein, wird der FC Bayern München in Wolfsburg Deutscher Meister. In Wolfsburg. Deutscher Meister. Doch, das passt.

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