Schalkes Größenwahn: Das alte Spiel

Bei Schalke träumt man von der Champions League. Für einen Sieg gegen Hannover 96 reicht es nur für ein 1:1-Unentschieden.

Es war einer seiner schwachen Tage: Schalke-Stürmer Kuranyi. Bild: dpa

GELSENKIRCHEN taz Es wäre mal interessant, im Hause von Jermaine Jones auf den Kalender zu schauen. Ob er die Blätter der ersten drei Monate wohl nicht nur umgeklappt, sondern auch abgerissen und entsorgt hat? Dazu die ersten 13 Tage des April, an denen Mirko Slomka noch Trainer des FC Schalke war? Jones hat eine neue Zeitrechnung aufgemacht. Am Samstag, nach dem 1:1 gegen Hannover 96, sprach der Mittelfeldspieler konsequent nur über das, was seit dem 14. April geschah. An diesem Tag wurden Mike Büskens und Youri Mulder als neues Trainergespann vorgestellt. "Es reicht nicht, nur in zwei Spielen zu glänzen", meckerte Jones nach zwei Siegen mit 6:0 Toren über eine Leistung, die in wesentlichen Zügen stark an die Zeit vor der königsblauen Kalenderreform erinnerte.

Die Schalker spielten träge nach vorn, hielten den Ball zu lange, die Außen Albert Streit und Ivan Rakitic (verständlich nach längerer Verletzungspause) brachten nur ganz wenige brauchbare Flanken auf die einsame Spitze Kevin Kuranyi, der einen ganz schwachen Tag erwischt hatte. "Wir haben gesehen, dass wir in den restlichen Spielen eine Schippe drauflegen müssen", sagte Jones. Die nächste Aufgabe am Dienstag ist sehr heikel, denn der VfL Bochum fand in den vergangenen Jahren schon häufig Gefallen daran, dem großen Reviernachbarn in die Suppe zu spucken.

"Wir stehen einigermaßen gefestigt auf dem dritten Platz, wollen aber auf den zweiten", blickte Jones auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga. Schalke weist zwei Punkte Rückstand auf Werder Bremen und vier Punkte Vorsprung auf die Verfolger aus. Das sollte bei einem nominell leichten Restprogramm (in Bochum, gegen Frankfurt, in Nürnberg) reichen, um zumindest in die Qualifikationsrunde zur Champions League zu kommen. Sollte der FC Schalke, wie in der vergangenen Saison, ein dickes Polster verspielen, würden demnächst nicht nur Einnahmen, sondern vielleicht auch Jermaine Jones fehlen.

"Ich habe gesagt, dass ich nächste Saison in der Champions League spielen will. Dazu stehe ich", spielte er auf sein Interview an, das in der vergangenen Woche für Wirbel gesorgt hatte. Ein paar Tage nachdem Jones über einen Wechsel zum FC Barcelona, Manchester United oder den AC Mailand schwadronierte, erwies sich für ihn und seine Kollegen die Aufgabe gegen Hannover 96 als zu schwierig. In den Bereichen Spielanlage und Passpräzision zeigte sich der Gast überlegen. Der Punktgewinn nach Treffern von Arnold Bruggink (8. Minute) und dem Schalker Ausgleich durch Halil Altintop (40.) war verdient.

"Jeder hat gesehen, dass wir es nicht auslaufen lassen wollen", sagte Trainer Dieter Hecking. Er ist ein Freund Mirko Slomkas, auch und gerade über den 13. April hinaus. Die hohe Dosis an Motivation dürfte darin begründet gewesen sein, bei anderen Hannoveranern dürfte es etwas mit der anstehenden Europameisterschaft zu tun gehabt haben. Robert Enke ist nicht nur wegen seiner ausgeglichenen und loyalen Art ein Kandidat für den dritten Torhüter, auch der Auftritt in Gelsenkirchen gehört auf das Bewerbungsvideo. Grundsolide Leistungen boten 96-Stürmer Mike Hanke und Jermaine Jones, auch wenn der von sich und seinen Kollegen mehr erwartet. Gerade in der neuen Zeitrechnung.

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