Stichwahl in Simbabwe: Angst vor gewaltsamen Wahlkampf

Im Vorfeld der angekündigten Stichwahl um Simbabwes Präsidentschaft fürchten die Menschen eine neue Welle der Gewalt. Auf dem Land machen Mugabes Milizen Jagd auf Wähler.

"Wenn Mugabe gegen ein Maultier antreten würde, würde das Maultier gewählt, so sehr wollen die Leute, dass er verschwindet" Bild: dpa

NAIROBI taz Fünf Wochen nach der Präsidentenwahl und knapp 48 Stunden nach der Verkündung des Ergebnisses ließ Simbabwes Opposition am Sonntag offen, ob ihr Kandidat Morgan Tsvangirai an einer Stichwahl teilnehmen wird. "Bevor wir uns entscheiden, gibt es noch eine Menge Fragen zu klären", erklärte der Sprecher der "Bewegung für Demokratischen Wandel" (MDC), Nelson Chamisa, der Präsident Robert Mugabe und seiner ZANU-PF nach Veröffentlichung der offiziellen Ergebnisse Diebstahl vorgeworfen hatte: "Wir haben diese Wahl im ersten Wahlgang mit 50,3 Prozent klar gewonnen." Der Wahlkommission zufolge hat Tsvangirai mit 47,9 Prozent die absolute Mehrheit verfehlt und muss deshalb erneut gegen Mugabe (43,2 Prozent) antreten.

Die MDC-Führung traf am Sonntag in Johannesburg zusammen, um über ihre Strategie zu beraten. Doch die Zeichen mehren sich, dass Tsvangirai an der Stichwahl teilnehmen wird. "Ich werde zurückkehren", kündigte Tsvangirai, der sich kurz nach der Wahl ins Ausland abgesetzt hatte, an. "Mugabe tut so, als sei Simbabwe sein Privateigentum, das können wir nicht zulassen." Und MDC-Vizechefin Thokozani Khupe meint: "Wir sind überzeugt, dass eine Stichwahl unnötig ist, aber wenn es eine gibt, dann werden wir mit noch größerem Vorsprung gewinnen." Dafür spricht, dass die 8 Prozent, die für den zweiten Oppositionskandidaten Simba Makoni gestimmt haben, kaum Mugabe wählen werden.

"Wenn Mugabe gegen ein Maultier antreten würde, würde das Maultier gewählt, so sehr wollen die Leute, dass er verschwindet", beschreibt der in Ungnade gefallene Exminister Jonathan Moyo die Stimmung. Beim Internationalen Kunstfestival, das derzeit in Harare stattfindet, gibt es kein anderes Thema. "Um eine Diktatur zu erhalten, muss man die Leute ständig beschäftigen", beantwortet etwa der Schauspieler Daves Guzha in seinem neuen Stück die Frage nach dem Hintersinn des Überlebenskampfes, dem die arbeitslosen Simbabwer täglich ausgeliefert sind.

Dass die Opposition dennoch zögert, liegt daran, dass Mugabe bei der Stichwahl vermutlich auf Nummer sicher gehen wird. Diesmal würden noch mehr Namen aus den Wählerlisten gestrichen, mutmaßt anonym ein Kirchenvertreter. "Vor allem aber wird Mugabe mit Gewalt dafür sorgen, dass Wähler aus Oppositionshochburgen vertrieben oder eingeschüchtert werden, dass sie sich nicht trauen, zur Wahl zu gehen." Gerade erst hat Mugabe die Pensionen der "Kriegsveteranen", seinen militanten Unterstützern aus dem Befreiungskrieg, um mehr als das Fünffache erhöht. Mehrere Musiker und Künstler wurden brutal verprügelt, zehn Journalisten sind seit der Wahl verhaftet worden. Berichte, die vom Land durchdringen, bestätigen die schlimmsten Befürchtungen.

Im nördlichen Sambesital müssen sich Flüchtlinge, die vor Mugabes Milizen geflohen sind, nachts im hohen Gras verstecken. "Meine achtjährige Tochter ist verschwunden, ich weiß nicht, ob ich sie jemals wiedersehen werde", berichtet Familienvater Clever Chiusaro, der nie wieder auf seine Farm zurückkehren will: "Die bringen mich um, wenn ich das tue." In der Nähe der Stadt Bulawayo sollen Milizen Kirchen stürmen. Den Terror gegen die Bevölkerung wollen Mugabes Unterstützer offenbar lange aufrecht erhalten. Sein Sprecher Bright Matonga kündigte bereits an, die Wahlkommission habe ein Jahr Zeit, den Urnengang vorzubereiten.

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