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Neue EnergiemodelleStrom aus Wellen

Vor der spanischen Küste erprobt ein Energieversorger derzeit das erste Wellenkraftwerk Europas.

Testet Wellenkraftwerke: Ignacio Galan, Präsident des Energiekonzerns Iberdrola. Bild: reuters

MADRID taz Nordspanien wird dieser Tage Zeuge einer Europapremiere. Der Energieversorger Iberdrola hat in Santoña an der Atlantikküste die Testphase für das erste europäische Wellenkraftwerk aufgenommen. Derzeit wird die Boje mit einer Kapazität von 40 kW an Land auf Herz und Nieren geprüft. Doch noch in diesem Halbjahr soll das schwimmende Minikraftwerk auf offene See gebracht werden. 4 Kilometer vor der Küste, 50 Kilometer über dem Meeresboden wird die Boje verankert. In den folgenden Monaten kommen zehn weitere Bojen mit jeweils 125 kW dazu. Gemeinsam sollen sie den Strom für 2.500 Haushalte liefern. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 3,2 Millionen Euro.

Die Boje hat einen Durchmesser von 10 Metern. Ihr Herzstück stammt von Ocean Power Technologies (OPT) aus den USA. In dem Zylinder im Zentrum der Boje, Power Take Off (PTO) genannt, werden die Auf- und Abbewegung der Wellen in elektrische Energie umgewandelt. Für das Projekt hat die Iberdrola-Tochter für erneuerbare Energien, Iberdrola Renovables, eigens eine Filiale gegründet. An Iberdrola Energías Marinas de Cantabria ist der Mutterkonzern zu 60 Prozent beteiligt. Total, OPT, das spanische Institut für das Diversifizieren und das Sparen von Energie (IDAE) sowie die Entwicklungsgesellschaft Cantabria (SODERCAN) halten jeweils 10 Prozent. Zulieferer und Mitbesitzer OPT hat das bisher einzige Kraftwerk dieser Art errichtet: vor der Insel Oahu in Hawaii.

Neben den Bojen, die die Wellen nutzen, erforscht der spanische Energiekonzern auch die durch die Gezeiten verursachte Dünung als Energiequelle. Vor den schottischen Orkney-Inseln entsteht das größte Gezeitenkraftwerk weltweit. Hier kommen vier sogenannte Seeschlangen zum Einsatz. Dabei handelt es sich um vier jeweils 160 Meter lange Pelamis-Generatoren. Jeder von ihnen hat eine Kapazität von 750 kW. Im Gegensatz zu den PTO-Bojen nutzen die Generatoren nicht das Auf und Ab der Wellen, sondern die durch die Gezeiten entstehende Grundströmung des Atlantiks. Ihre Energie durch die Bewegung des Meeres zu gewinnen ist zuverlässiger als die Nutzung der Wellen. Denn die Gezeiten sind stetig, der Wellengang nicht.

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3 Kommentare

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  • B
    buckelwal

    @ Wolfgang C: Das wird schon stimmen. Das ist sicher ein Modell der Nasa oder des DLR evtl. auch von Greenpeace, damit die Wale und Delfine nicht belästigt werden :O))

  • BW
    bernhard wagner

    Das erinnert mich an eine andere Idee von mir: Im Tyrrhenischen Meer (südl. v. Rom u.s.w.) und im Ionischen Meer (zwischen Sizilien u. Griechenland)

    könnten schwimmende Solarinseln angelegt werden (hochseetauglich wie ... Seeschlangen) mit mindestens einer Gesamtfläche 20 000 km2, über einige Stellen mit dem Festland verbunden, z.B. Rom, Neapel etc. Dasselbe südlich von Portugal, Frankreich etc, insgesamt mit einer Fläche von mindestens 40 000 km2.

     

    Angenommen, die Leistung ist nur halb so groß wie beim spanischen Andasol Kraftwerk, so sind also 4 km2 nötig, um den Strom für Haushalte von 180 000 Menschen zu versorgen. Diese Anlagen liefern dann die Elektrische Energie für Haushalte von 1.800.000.000 Menschen, richtig: 1 Milliarde und 800 Millionen Menschen.

     

    Natürlich wäre es in einer unfriedlichen Welt, in der wir immer noch leben, unklug allein darauf die europäische Energieversorgung zu bauen, daher bin ich für die Ausstattung von Dächern mit Solaranlagen, plus möglichst viele de-zentrale Windräder, Wasserkraftanlagen etc,

     

    aber dass solche Solarinseln in nicht annäherndem Maßstab bis heute nicht in besagten Meeren herumschwimmen, ist keine Frage der Technik, sondern eine Frage welche Interessen bisher verhindert haben, dass diese Technik nicht schon längst entwickelt und in die Tat umgesetzt ist.

     

    Falls es noch nicht patentiert ist erhebe ich übrigens hiermit Erfindungsrechte darauf :O)

  • WC
    Wolfgang Conzendorf

    "4 Kilometer vor der Küste, 50 Kilometer über dem Meeresboden wird die Boje verankert."

    50km überf dem Meeresboden? Ich bezweifele den Erfolg ... meint ihr jetzt 50m oder 500m oder 5km ???

    Gruss vom Festland

    Wolfgang Conzendorf