Kommentar Asien-Krisenfonds: Der IWF verliert radikal an Bedeutung

Asien macht sich unabhängig von westlichen Krediten. Diese lokalen Emanzipation stellt die Glaubwürdigkeit des IWF in Frage - er droht, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Ostasien beginnt damit, ein regionales Finanzregime aufzubauen, maßgeblich bestimmt durch dessen größte Geldgeber Japan und China. Die Einrichtung eines regionalen Krisenfonds durch die asiatischen Staaten zeigt einmal mehr, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) als Retter in der (Finanz-)Not ausgedient hat. Künftig wollen sich die 13 beteiligten Staaten bei Wirtschaftskrisen selbst aushelfen, anstatt sich vom IWF Wirtschaftsreformen diktieren zu lassen, die stets an die gewährten Kredite geknüpft sind.

Der Unmut über diese erzwungenen Strukturreformen ist nicht neu. Mit der 2007 gegründeten Bank des Südens, initiiert von Venezuelas sozialistischen Staatschef Hugo Chávez, wollen die Staaten Südamerikas die regionale wirtschaftliche Entwicklung in Eigenregie vorantreiben. Dem Einflussbereich des westlichen Finanzregimes haben auch sie sich damit weitgehend entzogen.

Die lokale Emanzipation vom IWF verringert dessen Glaubwürdigkeit. Lange galt das Modell der westlichen Staaten als überlegenes Finanzsystem, das auch Schwellen- und Entwicklungsländern zu Wohlstand verhelfe. Die Reformen haben in den Ländern aber vielfach zu scharfer Kritik geführt. Die aktuellen Emanzipationsversuche sind ihre logische Folge. Das freie Spiel der Marktkräfte wird mittlerweile - auch dank der aktuellen internationalen Finanzkrise - heftig kritisiert. Vergangenen Herbst bezeichnete der brasilianische Finanzminister Guido Mantega die USA gar als Gefahr für die Stabilität der Weltwirtschaft.

Der Internationale Währungsfonds war einst angetreten, den internationalen Welthandel auszuweiten. Durch den Aufbau regionaler Finanzverbunde droht ihm nun die Bedeutungslosigkeit - neu von ihm entwickelte Kreditinstrumente wurden zuletzt wegen mangelnder Nachfrage abgeschafft. Im April verkündete der IWF nun, sich vornehmlich der Regulierung der Finanzmärkte und nicht mehr der Befreiung der Marktkräfte widmen zu wollen. Womit er den von ihm bislang forcierten Freihandel selbst für hinfällig erklärt.

MAIKE BRZOSKA

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