berliner szenen Briten an der Bar

Der Mudd Club ist voll

Es war schon seltsam, als es Tage vor dem Konzert der Arctic Monkeys hieß, das Konzert sei restlos ausverkauft. Schließlich kennt man die Band hierzulande allenfalls aus dem nächtlichen Musikfernsehen. Nicht mal ein Album gibt es zu kaufen. In Großbritannien sprang ihre Single „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ zwar von null auf Platz eins – doch die Engländer ticken ja bekanntlich anders. Oder rennt die Jugend hier neuerdings auch in Konzerte, weil eine Band vom New Musical Express zum heißen Scheiß geadelt wird?

Beim Mudd Club angekommen, glaubt man dann noch kurz an ein Missverständnis. Hier soll’s voll sein? Es stehen schließlich gerade mal zwei Fahrräder vor der Tür. Im Keller dann aber doch wildes Gedrängel, vor allem vor der Bar. Die Traube ist so groß, dass man kaum daran vorbeikommt. Kein Wunder, Bier ist in Berlin ja billig. Bald wird klar, dass die Briten nicht nur die Bar belagern. Sie sind überall und verbreiten nervös flirrende Vorfreude. Aus Leeds, Liverpool oder auch London sind sie in Kleingruppen angereist, viele 20-Jährige und ein paar 40-Jährige. Eine halbe Stunde später staunt dann auch der Sänger der Arctic Monkeys, weil alle Texte mitgesungen werden. Er fragt kokett: „Any English in the audience?“, und zwei Drittel aller Arme gehen hoch. Zwei Jungs aus Cambridge erzählten, dass die Tour in England schon lange ausverkauft sei und dass ein Ausflug nach London ihn sowieso mehr koste als eine Nacht in Berlin – Ryanair und Easyjet sei Dank. Sowieso sei es viel toller, die Band in einem so kleinen Club zu sehen. Und dass man für eine kurze Nacht hier – schließlich muss man um acht schon wieder in Schönefeld sein – kein Hostelbett braucht, wissen sie beim nächsten Mal auch.

STEPHANIE GRIMM