Singender Therapeut

SINGER/SONGWRITER William Fitzsimmons ist musikalischer Seelenklempner mit viel Erfahrung. Vor allem trauriger

Der bärtige Multiinstrumentalist bringt außergewöhnliche Voraussetzungen mit

VON ROBERT MATTHIES

William Fitzsimmons sei eine der sonderbarsten Personen, die man je treffen werde, macht der US-Amerikaner auf seiner Internetseite Hoffnungen. Das ist zwar, was man von einem zünftigen Singer / Songwriter des klassisch-melancholischen Schlages ohnehin erwarten darf; der zauselbärtige und hornbebrillte Multiinstrumentalist bringt allerdings tatsächlich außergewöhnliche Voraussetzungen mit. Als jüngstes Kind zweier blinder Eltern geboren, gab es zu Hause umso mehr zu hören: Klaviere, Gitarren, sprechende Vögeln, alte Platten und jede Menge Geschichten. Und wenn Vaters orchestrale Passion nicht gerade die Wände zum Wackeln gebracht hat, gab Mutter Unterricht in Sachen Folk-Musik: James Taylor, Joni Mitchell und natürlich Bob Dylan. Offensichtlich ein prägendes Umfeld: Was sonst bei den Fitzsimmons zu Hause passiert ist – und wie sich das angefühlt hat –, bekommt man jedenfalls in den Songs des jüngsten Sprosses auf sehr persönliche Weise vermittelt.

Und noch eine besondere Voraussetzung bringt der hippieeske Barde, der schlagartig bekannt wurde, als zwei seiner Songs in der Mediziner-Serie „Grey’s Anatomy“ verwendet wurden, für seinen Job als musikalischer Seelenklempner in Sachen Schwermut und Traurigkeit mit: ein abgeschlossenes Studium und Berufserfahrung als Psychotherapeut.

Ganz offenbar war ihm eine Praxis aber zu eng. Und der Kreis der Klienten zu klein. 2005 hat er genug Geld zusammengespart, um seine erste Platte „Until When We Are Ghosts“ aufzunehmen und ein Jahr darauf „Goodnight“, mit der Fitzsimmons endgültig für Aufsehen sorgt.

„The Sparrow And The Crow“ ist nun Fitzsimmons erstes Studioalbum. Heute Abend stellt er die Platte vor. Traurig ist auch die: Fitzsimmons hat sich gerade von seiner Frau getrennt.

■ Do, 17. 12., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 60