Konjunkturschwankungen: Wirtschaft verliert an Fahrt

Nach hohem Wachstum im ersten Quartal erwartet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in diesem Quartal schon wieder eine Abschwächung.

Die US-Finanzkrise und der schwache Dollar drückt auf den Export. Bild: ap

BERLIN taz Die Wirtschaft in Deutschland verliert im Frühjahr an Fahrt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagte am Freitag voraus, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal voraussichtlich um 0,5 Prozent zulegen. Das BIP ist die Summe aller im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen.

In den ersten drei Monaten 2008 war das Wachstum noch dreimal so hoch: Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitgeteilt hatte, legte das BIP bis Ende März um 1,5 Prozent zu. Dieses überraschend starke Plus war nach Ansicht von Ökonomen aber auf Sondereffekte zurückzuführen. So bescherte der ungewöhnlich milde Winter der deutschen Bauindustrie einen Boom - diese Aufträge dürften im laufenden Quartal fehlen. Insgesamt sage die Zahl von 1,5 Prozent nichts aus, der zugrunde liegende Trend gehe nach unten, sagte der Europa-Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Bank of America.

Den Grund für den jetzigen Dämpfer sieht Christian Dreger, Konjunkturexperte des DIW, in der US-Finanzkrise. Unter dem geringeren Konsum der Amerikaner leide die globale Wirtschaft. "Die weltwirtschaftliche Nachfrage expandiert nicht mehr in dem Tempo wie bisher", sagt Dreger. Vor allem Deutschland als Exportnation bekommt das zu spüren. Allerdings sei die Bedeutung der USA für die Weltwirtschaft in den letzten Jahren gesunken. Teilweise werde die fehlende Nachfrage von China und Indien kompensiert.

Ein "zweiter Hemmschuh" für die deutschen Exporte sei der schwache US-Dollar und die damit einhergehende Stärke des Euro: Europäische Produkte sind auf dem Weltmarkt teurer, in Dollar gehandelte Produkte günstiger. Durch den sinkenden Einfluss der US-Wirtschaft wirke sich die Währungsdifferenz aber nicht mehr allzu stark aus. 75 Prozent der deutschen Exporte würden inzwischen in Euro abgerechnet, sagt Dreger.

Insgesamt halten die DIW-Forscher für das Gesamtjahr 2008 ein Wachstum von mehr als zwei Prozent für "nicht unrealistisch", schon allein wegen des guten ersten Quartals. Die Bundesregierung ist vorerst bei ihrer Prognose von 1,7 Prozent geblieben. Optimismus verbreitet Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) trotzdem. Die deutsche Wirtschaft sei derzeit so wettbewerbsfähig, "dass uns nicht mehr jeder Windhauch umwirft".

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