KOMPROMISSE IM ATOMKONFLIKT MIT DEM IRAN SIND KAUM NOCH MÖGLICH
: Willkommene Steilvorlage für die USA

Es ist wie auf einem orientalischen Basar: Am Samstag lehnte Teheran den russischen Vorschlag ab, Iran solle in eingeschränktem Maße Atomanlagen betreiben, die Anreicherung des nötigen Urans jedoch nach Russland auslagern. Gestern erklärte der iranische Außenamtssprecher Hamid Resa Assefi, Iran habe bisher keinen Vorschlag erhalten und sei für konstruktive Vorschläge offen.

Die Ablehnung war eine willkommene Steilvorlage für die USA, die nach wie vor behaupten, Iran plane den Bau der Atombombe. Dass Iran den atomaren Brennstoff selbst herstellen wolle, sei ein weiterer Beweis für unlautere Absichten, verlautete aus Washington. Zudem gab die US-Regierung bekannt, im Besitz eines gestohlenen Laptops zu sein, aus dessen Daten hervorgehe, dass Iran am Bau eines atomaren Raketensprengkopfs arbeite.

In wenigen Tagen, am 24. November, soll der Gouverneursrat der Internationalen Atombehörde (IAEO) über den Atomkonflikt mit dem Iran entscheiden. Die USA und in ihrer Gefolgschaft nun auch die EU heizen die Stimmung an. Der UN-Sicherheitsrat soll eingeschaltet und Sanktionen gegen Iran sollen beschlossen werden. Kompromisse sind bis zum 24. November kaum noch möglich.

Iran hat sich in den letzten Monaten in eine Ecke manövriert, aus der es kein Entkommen gibt. Schuld daran sind auch die EU-Verhandlungspartner, die an Iran Maximalforderungen gestellt haben, ohne dem Sicherheitsbedürfnis des Landes entgegenzukommen und entsprechende Angebote zu machen. Iran besteht als Mitglied des Atomsperrvertrags auf dem geltenden Recht, seinen atomaren Brennstoff selbst herzustellen. Dieser Anspruch ist inzwischen zu einem nationalen Prestige geworden. Kein Politiker wird heute dem Volk plausibel machen können, dass die Weltgemeinschaft Pakistan, Indien und vor allem Israel als Atommacht akzeptiert, Iran jedoch das Recht zur Herstellung des atomaren Brennstoffs verweigert.

Die Eskalation des Konflikts ist kaum noch aufzuhalten. Die Folgen sind unabsehbar. Der Scherbenhaufen im Irak sollte die Welt vor ähnlichen Schritten warnen. BAHMAN NIRUMAND