„Bilder immer grausamer“

Dunkelziffer kämpft 20 Jahre gegen Missbrauch

■ 63, ist gelernte Betriebswirtin und seit 15 Jahren Geschäftsführerin des Vereins Dunkelziffer – Hilfe für sexuell missbrauchte Kinder.

taz: Frau Falck, Dunkelziffer hat vor 20 Jahren seinen Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie begonnen. Was hat sich geändert?

Vera Falck: Leider nicht viel. Das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs bleibt ein Tabuthema. Dunkelziffer ist aber froh, jedem Kind zu helfen, das sich bei uns meldet. Wir haben 40 Kinder in Therapie und bieten Prävention in Kitas und weiterführenden Schulen an, um altersgemäß über Missbrauch zu informieren.

Aber seit den Skandalen in der Kirche ist dies doch Thema?

Stimmt, seit 2010 hat sich einiges geändert. Es gibt Runde Tische dazu. Die andere Seite ist, dass bei der Rechtsprechung der Strafrahmen nicht ausgeschöpft wird. Und was es heute an Kinderpornografie gibt, ist unbeschreibbar. Die Bilder sind grausamer geworden, die Opfer immer jünger. Eine neue Gefahr für Kinder ist das Internet. Hier können sie in Chatrooms auf Pädo-Kriminelle stoßen, die sich als Gleichaltrige ausgeben und sich mit ihnen verabreden möchten. Auch merken wir, dass immer mehr Jugendliche, also 14- bis 17-Jährige, jüngere Kinder von sieben oder acht Jahren missbrauchen. Da müssen alle Erwachsenen näher hinsehen.

Warum finanziert sich Dunkelziffer nur aus Spenden?

Das ist die Philosophie unseres Gründers: Helfen, ohne den Staat um Hilfe zu bitten. Das funktioniert. Aber immer müssen Spender gefunden werden, um unsere Hilfe durch die 15 Mitarbeiter leisten zu können. Und wir sind mit den anderen Beratungsstellen, die vom Staat finanziert sind, solidarisch, die sagen, hier muss mehr passieren.

Wie tun Sie zum Jubiläum?

Wir starten eine neue Kampagne ,Helfen macht Helden‘, die zum Ziel hat, Kinder stark zu machen. INTERVIEW: KAIJA KUTTER