Intrigantenstadl bei der Union

PERSONALIE Im Kampf ums Wandsbeker CDU-Mandat für die Bundestagswahl zerfleischen sich die Parteifreunde und greifen dabei tief in die Trickkiste

■ Entscheidung: Die Entscheidung, wer für die CDU Wandsbek für die Bundestagswahl antritt, fällt am heutigen Montag ab 18 Uhr auf einer CDU-Kreisversammlung im Gymnasium Rahlstedt.

■ Enthaltung: Offiziell eingreifen in die Kampfkandidatur will der Hamburger CDU-Parteichef nicht. Marcus Weinberg teilte nur mit, er traue dem Kreisvorstand zu, „dass ein fehlerfreies Verfahren über die Bühne geht“.

■ Ergänzung: Dritter noch verbliebener Mandatsbewerber ist Detlef Bandow-Tadsen. Der Komiker bezeichnet sich gern „als größte Pfeife von Rahlstedt“.

Es ist eine Posse wie aus einer Bananenrepublik, nur dass diese in Hamburg liegt. Im Bezirk Wandsbek ist ein Hauen und Stechen um die CDU-Direktkandidatur für die Bundestagswahl im Gange – geführt auf vor-demokratischem Niveau. Im Mittelpunkt stehen CDU-Kreischef Frank Schira, der dem bisherigen Wandsbeker Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke das begehrte Bundestagsticket unbedingt abnehmen will und sein treuer Adlatus, der Rahlstedter CDU-Vorsitzende Karl-Heinz „Kalli“ Warnholz.

Für Schira ist es die letzte Chance. Der stets smart auftretende Kreischef, der sich einen Ruf als gut vernetzter Strippenzieher erworben hat, gilt in Hamburgs Union als verbrannt. Parteifreunde kreiden ihm – mehr noch als Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus – das Desaster der vorigen Bürgerschaftswahl an. Schira hatte nach dem Bruch von Schwarz-Grün die CDU inhaltlich weit rechts positioniert, den Erneuerungsprozess der Partei gestoppt und die Wahl gegen die Wand gefahren. Kein Wunder, dass es ihn nach Berlin zieht. Sein Problem ist nur, dass Mandatsinhaber Klimke erneut kandidiert, trotz seiner 69 Jahre.

Damit Schiras Plan aufgeht, wurden Klimke und Joachim Lenders, ebenfalls Bewerber auf das CDU-Direktmandat in Hamburgs einwohnerstärksten Bezirk, zur Kandidatenvorstellung im CDU-Ortsverband Rahlstedt gar nicht erst eingeladen. Nur durch Zufall erfuhr Klimke von dem Termin und kam uneingeladen. Kurz darauf kam dann eine Pressemitteilung der CDU-Bezirksfraktion heraus, in der Schira über den grünen Klee gelobt wurde, seine Konkurrenten hingegen nicht. Kurios: Der Verfasser der einseitigen Werbebotschaft ist Mitarbeiter in Schiras Abgeordnetenbüro. Vorläufiger Schlusspunkt des Intrigantenstadls: Als der so ausgebootete Klimke in der vergangenen Woche eine Eigendarstellung an die Wandsbeker CDU-Mitglieder versenden wollte, blockierte der Kreisverband. Erst als Klimke drohte, das CDU-Parteigericht anzurufen, gab es eine Einigung.

Joachim Lenders hat inzwischen seine Kandidatur zurückgezogen, spricht von „unerträglichen, manipulativen und skandalösen Machenschaften und Intrigen innerhalb des CDU-Kreisverbandes“ und nennt Ross und Reiter: „Herr Schira hat großen Anteil daran.“ Andere CDU-Funktionäre werden noch deutlicher, sprechen von einem „neuen Stalinismus in der Wandsbeker CDU“.  MARCO CARINI