Österreich gegen Kroatien: Zu spät entdeckte Leidenschaft

Die Kroaten gewinnen glücklich durch ein frühes Tor. Die Österreicher entdecken ihre Leidenschaft zu spät - und rennen die letzte halbe Stunde vergeblich gegen das kroatische Tor an.

Küsschen für den Elfmeterschützen Modric. : dpa

Die einen waren vor der Partie ungemein von sich überzeugt gewesen, die anderen hingegen recht zögerlich bei der Bewertung ihrer Fähigkeiten; die einen hatten geprahlt, praktisch durch die Bank in allen Belangen überlegen zu sein, die anderen hatten da entschieden, zur Wahrung der Haltung am besten auf ihren Heimvorteil zu setzen. Und als sie damit fertig waren, sich jeweils auf den eigenen Nabel zu schauen, begannen die selbststbewussten Kroaten und die grüblerischen Österreicher, sich gegenseitig zu loben.

Glücklicherweise durften sie dann gestern abend endlich einfach Fußball spielen im Ernst-Happel-Stadion zu Wien. Und da zeigte sich bereits vor dem Anpfiff: mit Österreichs Heimvorteil war es nicht so weit her, unter den 53.000 Zuschauern waren fast die Hälfte sicht- und hörbar den rot-weiß gewürfelten Kroaten zuzurechnen.

Und schon kurz nach Spielbeginn war die Sache dann schnell schon fast entschieden, erwartungsgemäß, etwas unglücklich für die Gastgeber allerdings. Nach einem Foul von Aufhauser an Olic im österreichischen Strafraum gab es Elfmeter für die Kroaten. Den verwandelte Modric recht locker und mittig in der vierten Minute. Macho, der das Schneckerl-Rennen um den Torwart-Job gegen seinen Konkurrenten Manninger gewonnen hatte, ließ sich verladen.

Österreich: Macho - Prödl, Stranzl, Pogatetz - Standfest, Aufhauser, J. Säumel (61. Vastic), Gercaliu (69. Korkmaz) - Ivanschitz - Harnik, Linz (72. Kienast)

Kroatien: Pletikosa - Corluka, R. Kovac, Simunic, Pranjic - N. Kovac, Srna, Modric, Kranjcar (61. Knezevic) - Olic (82. Vukojevic), Petric (72. Budan)

Zuschauer: 53.008 (ausverkauft)

Tor: 0:1 Modric (4., Foulelfm.)

In der Folge konnte er sich dann erst einmal nicht auszeichnen, denn die Qualität der kroatischen Chancen nahm im Vergleich zum Strafstoß deutlich ab. Die der Österreicher auf der anderen Seite konnte eigentlich nur zunehmen, weil sie schließlich noch gar keine gehabt hatten. Doch spielerische Verzweiflung führte in der ersten Halbzeit vor allem zu Fernschüssen mittlerer Güte, in den Minuten vor der Pauseimmerhin zu ein paar kleinen spielerischen Angriffssansätzen, die die Gastgeber bis in den Strafraum brachten. Aber den Ball nicht ins Tor.

Und die Kroaten? Passten sich an. Sie schafften es nicht, die in exzentrischer Dreierkette agierende Defensive Österreichs wirkungsvoll auszutricksen. Die hatte allerdings einiges Glück, dass der bereits gelbverwarnte linke Verteidiger Pogatetz (in seiner Heimat stilprägend: "Hart, Härter, Pogatetz") nach einer knappen halben Stunde nach rüdem Foul an Olic nicht vom Platz flog.

Die zweite Halbzeit begannen die Österreicher mit viel Willen zum Ausgleichstor, sie kämpften auch sehr dafür, und sie spielten auch ein wenig besser, aber weiterhin nicht präzise genug, während die Kroaten ein bisschen durch- und rumhingen und ihren ja doch nicht so wahnsinnig beeindruckenden Vorsprung verwalteten.

Nach einer Stunde versuchte Österreichs Trainer Josef Hickersberger sein Team mit der Einwechslung von Publikumsliebling Vastic (38) zu motivieren. Allein, es kam zwar Schwung, es folgten nun etliche Chancen und die Kroaten waren mit ihrer Verwaltung fast überfordert. Doch Österreichs Schlussoffensive wurde nicht von Erfolg gekrönt. An Toren knapp, spielerisch am Ende etwas unglücklich geschlagen, könnte Österreich nun wirklich das belgische Schicksal ereilen: als EM-Gastgeber in der Gruppenphase auszuscheiden.

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