Verleihung Grimme-Online Award: "Geile Urkunde"

Sieben Internetangebote sind mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Zur Belohnung gabs eine Urkunde, über die sich vor allem Pop-Onkel Markus Kavka freute.

Qualität vor Neuheit: Den Web-Auftritt der Musikzeitung Intro gibt es schon seit 1996. Bild: screenshot intro.de

KÖLN taz Zum achten Mal wurden am Dienstagabend in Köln die Grimme Online Awards verliehen - und zum zweiten mal, wie dumm, war das Internet schneller als sein Preis. In vergangenen Jahr hatten die Gewinner schon lange vor der Verleihung der Trophäen auf der Internetseite des Grimme-Instituts gestanden. Eine technische Panne, wie es nachher hieß. Dieses Jahr dann hatte ein Onlinedienst die Preisträger bereits mittags ins World Wide Web posaunt. Woraufhin sich die Grimme-Jury vielleicht kurz in die Zeit wünschte, als ein Bote noch tagelang durch die Pampa reiten musste, um eine Nachricht zu verkünden.

Besonders überraschend nämlich war die Preisverleihung dann logischerweise nicht. Einzig NRW-Medienminister Andreas Krautscheid hatte offenbar keinen Wind davon bekommen, das längst alles öffentlich war. "Gut, dass dieses Jahr der Deckel draufgeblieben ist", sagte er in seiner Eröffnungsrede. Und nun wolle man doch mal sehen, wer gewonnen habe. Dabei machte er ein sehr gespanntes Gesicht. Bis ihn Moderatorin Katrin Bauerfeind darauf hinwies, dass doch schon im Netz und so weiter.

Das Prozedere war dann eher steif. Früher kamen ja noch Kaufpromis wie Jeremy Irons vorbei, um a) die Preise zu überreichen und um b) die Gala etwas aufzupeppen. Dieses Jahr dagegen begnügte man sich bei Grimme mit Kleinkünstlern wie Hennes Bender, der versuchte, ein wenig ulkig zu sein. Oder mit ehemaligen Preisträgern wie dem Mode-Irokesen Sascha Lobo, der versuchte, besonders intellektuell zu wirken. Und nebenbei seinen Auftritt via Handy ins Netz übertrug.

In der Kategorie Information gewann dann neben unter anderem die WDR Mediathek regional, ein Portal, auf dem WDR-Beiträge on demand abrufbar sind. Ein symbolischer Preis vielleicht: Immerhin geht es hier um ein öffentlich-rechtliches Angebot, über dessen Beschränkung in den letzten Tagen heiß debattiert wurde. Und lustig zudem, versucht doch die WAZ-Mediengruppe seit Monaten WDR-Filme in ihr Internet-Angebot einzuspeisen, was aber bisher angeblich an technischen Problemen gescheitert sein soll. Vielleicht sollten sie einfach auf die Mediathek verlinken.

Dass bei Grimme Qualität vor Neuheit geht, zeigte sich, als der Web-Auftritt der Musikzeitung Intro ausgezeichnet wurde. Den gibt es, wie die Gewinner grinsend anmerkten, schon seit 1996. Aber das macht ja nichts. Es wurden ja auch jüngere Angebote gekrönt, etwa die Kids-Hotline, ein Beratungsangebot für Jugendliche. Oder stoerungsmelder.org, ein Watchblog der Wochenzeitung Die Zeit, das sich mit Rechtsradikalismus beschäftigt. Dessen Initiator, Markus Kavka, der Pop-Onkel unter den MTV-Moderatoren, freute sich tierisch. Vor allem über die Urkunde, die er bekommen hatte. Nach der Preisverleihung stand er am Buffet und sagte: "Geile Urkunde! Die erste seit dem Sportfest in der achten Klasse."

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