Washingtoner Fallstricke: Obamas Spitzenberater muss gehen
James Johnson, Washington-Insider und Berater Barack Obamas, tritt wegen umstrittener Kreditgeschäfte zurück. Die Republikaner nutzen die Affäre jetzt genüsslich aus.
WASHINGTON/BERLIN dpa/taz Aufregung beim designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und kleine Siegesgefühle bei den konservativen Republikanern: Obamas Spitzenberater James A. Johnson hat am Mittwoch nach heftigen Attacken aus dem republikanischen Lager seinen Posten geräumt. Johnson gehörte einer von Obama ausgesuchten dreiköpfigen Kommission für die Suche nach einem geeigneten Vizepräsidentschaftskandidaten an.
Am vergangenen Wochenende war bekanntgeworden, dass Johnson, der ehemalige Vorsitzende des größten US-Hypothekenfinanzierers Fannie Mae, gleich mehrere ungewöhnlich zinsgünstige Kredite für Immobilien erhalten hatte - von einem Unternehmen, das im Mittelpunkt der derzeitigen US-Hypothekenkrise steht. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber John McCain hatte Obama daraufhin vorgeworfen, er sei ein Heuchler. Er bezog sich dabei darauf, dass der Demokrat in seinem bisherigen Wahlkampf immer wieder seine Unabhängigkeit vom Washingtoner Establishment betont hatte.
Obama erklärte, Johnson habe sich nichts Rechtswidriges zuschulden kommen lassen. Er sei zurückgetreten, um "Ablenkungen" von der wichtigen "Vize"-Kandidatenkür zu verhindern. Johnson hatte bereits vor vier Jahren dem damaligen demokratischen Spitzenkandidaten John Kerry bei der Auswahl eines "Vize" geholfen und gilt als besonders erfahrener Washington-Insider.
Die Republikaner nutzen die Affäre jetzt genüsslich aus, um Obamas Urteilsfähigkeit infrage zu stellen und seine Glaubwürdigkeit zu erschüttern. "Das amerikanische Volk hat allen Grund, an der Urteilsfähigkeit eines Kandidaten zu zweifeln, der gezeigt hat, dass er nur unter dem Druck der Medien richtig reagiert", sagt McCain-Sprecher Tucker Bonds in einer Stellungnahme.
Die Vorwürfe gegen James Johnson bestätigen eigentlich nur, was Obama stets über die Funktionsmechanismen des Washingtoner Politikbetriebs sagt - aber gerade deswegen liegt die moralische Latte seines Wahlkampfs freilich noch höher als sonst. Für Obama bleibt das Problem, im Wahlkampf und bei der Personalsuche einerseits auf Washingtoner Insiderwissen angewiesen zu sein, sich aber gleichzeitig vor weiteren Zeitbomben dieser Art in Acht nehmen zu müssen. Wen Obama nun mit der Suche nach einem Vize betrauen wird, blieb zunächst noch offen.
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