Umweltgerechte Müllentsorgung gefordert: Mittelschicht produziert zuviel Müll

Die UN-Abfall-Konferenz auf Bali beschließt mehr Zusammenarbeit und technische Hilfe. Weltweit wachsen die Müllberge aber trotzdem weiter an.

Ein Fluss voller Müll auf den Philippinen. Bild: dpa

BANGKOK taz Die Debatte auf Bali verlief so kontrovers, wie man es von internationalen Umweltkonferenzen gewohnt ist: 1.000 Teilnehmer aus 170 Ländern debattierten eine Woche lang. Die Entwicklungsländer forderten ein Exportverbot von giftigen Abfällen - vor allem des zunehmenden Elektroschrotts. Sie befürchten Schäden für Gesundheit und Umwelt. Und wie bei solchen Konferenzen stoßen sie mit ihrem Drängen auf taube Ohren der Vertreter aus den USA, Japan oder Indien.

Zwar gibt es seit März 1989 die globale "Basler Konvention über den grenzüberschreitenden Transport gefährlicher Abfälle und ihre Entsorgung". Demnach muss das Empfängerland dem Giftmüll-Import zustimmen, bevor der Entsendestaat tatsächlich exportieren darf. Doch allein die Verabschiedung der "Basler Konvention", welche die USA nicht ratifiziert haben, reichte nicht aus. Die Giftmüll-Schiebereien hatten laut Experten bis Mitte der 1990er Jahre sogar noch zugenommen.

Gleichzeitig kritisieren Beobachter jedoch die immer sichtbarer werdenden Lücken der Basler Übereinkunft. Denn in der Konvention wird weder die Problematik um die Abwrackung von Schiffen erwähnt noch der wachsende Export von Elektro- und Elektronikschrott. Achim Steiner, Chef des UN-Umweltprogramms Unep, erkennt an, dass die Konvention hinter der tatsächlichen Entwicklung hinterherhinkt. Die größte Herausforderung besteht laut Steiner darin, mit Müllbergen fertig zu werden, die eine weltweit wachsende Mittelschicht hinterlässt. Die geschätzten 20 bis 50 Millionen Tonnen von ausgedienten Fernsehern, Computern, Mobiltelefonen und Haushaltsgeräten werden in der Regel in Entwicklungsländer verschickt, wo sie schließlich recycelt werden.

Anstatt dass Herstellerunternehmen in den USA oder der EU die Kosten der Entsorgung übernehmen, wird der Elektroschrott vorzugsweise in Länder Afrikas und Südostasiens verschoben. Indonesien, das Gastgeberland der UN-Konferenz, sei der größte Archipel der Welt und daher mit am meisten durch die Auswirkungen des illegalen Transports von giftigem Müll gefährdet, erklärte Rasio Ridha Sani vom Umweltministerium in Jakarta. Beispielsweise würde die USA den größte Teil elektronischen Alt-Zubehörs exportiert. Das meiste davon geht illegal nach Asien - teils sogar als "Entwicklungshilfe" getarnt.

In einer Abschlusserklärung versprachen die rund 1.000 Teilnehmer des informellen Treffens stärkere regionale Zusammenarbeit und mehr gegenseitige technische Hilfe. "Wir sind ums im Klaren, dass Abfälle, wenn sie nicht umweltgerecht entsorgt werden, ernsthafte Folgen für die Umwelt, die Gesundheit und eine nachhaltige Existenz haben", hieß es in der Erklärung.

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