piwik no script img

U-Bahn-SanierungDie U1 macht mal wieder ne Pause

Auch in diesem Sommer wird an der historischen Hochbahnkonstruktion der U1 gebaut - mit besonderer Raffinesse. Deswegen werden Teilstrecken gesperrt.

U-Bahnhof Prinzenstraße. Bretterwände versperren den Zugang zu den Gleisen der Hochbahnstrecke. Wegen Sanierung geschlossen. Oben am Bahnsteig haben Bauarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die Schienen aus dem Gleisbett entfernt und den darunterliegenden Schotter ausgehoben. Die nach innen gewölbten Stahlbleche, die bisher das Hauptgewicht der U-Bahn trugen, liegen frei. Uwe Kutscher, der Leiter der Abteilung U-Bahnbau der BVG, deutet auf einen schwarzen Fleck auf dem schmutzig-rötlichen Metall. "Durchgerostet", sagt er. "Ein paar Jahre noch, und hier würden die Schottersteine auf die Straße unter uns fallen." Die Abflüsse in den Blechen verstopfen immer wieder, deshalb steht oft Wasser im Schotter unter den U-Bahn-Schienen. Das hält kein Stahl auf Dauer aus.

Die Haltestelle Prinzenstraße ist Teil der Hochbahnstrecke, auf der die U1 vom Gleisdreieck aus bis zur Warschauer Straße Kreuzberg durchfährt. Viele Teile des Viadukts wurden seit ihrem Bau Ende des 19. Jahrhunderts nicht ausgewechselt. Das wird sich bis 2011 ändern: Dann soll die seit fünf Jahren laufende Sanierung der Hochbahn zwischen Möckernbrücke und Schlesischem Tor beendet sein. Bis dahin werden immer wieder Teilstrecken gesperrt. Aktuell betreffen die Sanierungen die Strecke zwischen Halleschem Tor und Kottbusser Tor. Sie wird bis 27. Juli komplett gesperrt sein, stattdessen fahren Busse. Die U-Bahn-Linie 1 wird laut BVG an normalen Werktagen von 150.000 Fahrgästen am Tag genutzt.

Bereits Mitte der 90er-Jahre waren Teile des historischen Viadukts ausgetauscht worden, was zu erbitterten Diskussionen über den architektonischen Wert des Bauwerks geführt hatte. Inzwischen stehen einige Abschnitte der Hochbahnstrecke unter Denkmalschutz, ein Abriss käme nicht mehr in Frage. Jedes einzelne der rostigen Stahlbleche zu erneuern war der BVG zu teuer. So entschied sie sich, "eine Brücke auf der Brücke" zu bauen, wie Kutscher erklärt.

Die historischen Stahlträger zwischen den maroden Blechen sind noch intakt. Auf ihnen soll nach Abschluss der Bauarbeiten die Hauptlast der U-Bahn ruhen und nicht auf dem Schotterbett in den Stahlwannen wie bisher. Zur besseren Lärmdämmung lagern die Schienen auf Gummipuffern. Die Konstruktion hat die BVG eigens für die U1 entwickelt und soll für den Abschnitt zwischen Halleschem und Kottbusser Tor 11,5 Millionen Euro kosten. Ein Neubau der Hochbahn wäre dreimal so teuer gewesen. Auf der Strecke zwischen Möckernbrücke und Halleschem Tor ist das "Gummipuffersystem" seit 2004 in Anwendung.

Auch im Streckenteil zwischen Uhlandstraße und Halleschem Tor nutzt die BVG den Sommer, gebaut wird bis 30. Oktober. Zwischen Uhlandstraße und Wittenbergplatz müssen die Fahrgäste auf Schienenersatzverkehr zurückgreifen, von dort können sie mit U2 oder der U3 zum Gleisdreieck gelangen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!