Kommentar G-8-Gipfel: Die große Leere von Toyako

Sie waren nie wirklich legitimiert, sie haben Versprechen gebrochen, nun scheitern sie an China und Indien. Die G 8 sind nicht weiterzuentwickeln sondern abzulösen.

Es stimmt: Die hohen Ölpreise lassen sich nicht gravierend senken, solange China und Indien genauso verrückt Öl horten wie die USA und das teure Gut verbilligt oder gar subventioniert an ihre Bevölkerung verscherbeln. Auch die Reduzierung von Treibhausemissionen wird den Klimawandel erst dann wirkungsvoll stoppen, wenn China und Indien ihren CO2-Ausstoß nicht unbegrenzt weiter erhöhen. Ohne die bevölkerungsreichen Schwellenländer sind globale Probleme nicht mehr zu lösen. Und dennoch: Gut, dass es beim diesjährigen G-8-Gipfel in Toyako nicht zur Erweiterung gekommen ist. Mehr als jeder andere Gipfel hat dieser gezeigt: Die G 8 ist nicht die Institution, die imstande ist, die wirklich drängenden Themen Armut, Umwelt und Energie anzugehen.

Ganz ehrlich: Worin würde sich ein erweiterter Exklusivverein von der jetzigen Zusammensetzung unterscheiden? Wie wichtig China Humanität und Menschenrechte nimmt, zeigt seine Regierung tagtäglich nicht nur im Umgang mit Kritikern im eigenen Land. Auch in Afrika kennt sie keine Skrupel, mit menschenverachtenden Diktatoren zu kooperieren. Indiens Regierung wiederum fehlt das Gespür, Hunger und Armut von großen Teilen ihrer Bevölkerung wirkungsvoll zu bekämpfen. Und Brasilien hat soeben riesige Agrarflächen für den Anbau für Biosprit freigegeben, obwohl viele Bauern diese Flächen für den Anbau von Grundnahrungsmitteln brauchen. Eine G 13 wäre bloß ein erweiterter Zirkel mit dem gleichen elitären Gehabe.

Angesichts der mageren Ergebnisse in Toyako steckt die Institution G 8 in der größten Legitimationskrise ihrer 33-jährigen Gipfelgeschichte. Das haben sich ihre Mitglieder selbst eingebrockt. Mit jedem gebrochenen Versprechen für Afrika und den Klimaschutz haben sie weltweit an Glaubwürdigkeit verloren. Grund zur Schadenfreude gibt es aber nicht. Globale Probleme müssen global gelöst werden. Nach Jahrzehnten bereits gezielter Demontage werden Initiativen der UNO wie das Kioto-Protokoll zunächst zerredet und dann missachtet. Die Alternative einer Weltregierung also fehlt. Und so hinterlässt Toyako vor allem eins: eine große Leere.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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