Conti lehnt Übernahmeangebot ab: "Kein Opfer für Schnäppchenjäger"

Der Reifenhersteller will sich nicht von dem Familienunternehmen Schaeffler schlucken und zerlegen lassen. Jetzt geht die Schlacht los.

Das Conti-Reifengeschäft läuft gut. Aber gerade das müsste die Schaeffler-Gruppe wohl verkaufen, um den Deal zu finanzieren Bild: ap

HANNOVER taz Die Übernahmeschlacht um den Autozulieferer und Reifenhersteller Continental ist voll entbrannt. Conti-Chef Manfred Wennemer wies gestern in Hannover das Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe an die Aktionäre seines DAX-Unternehmens mit scharfen Worten zurück. Wennemer bezeichnete das Vorgehen des Familienunternehmens als "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos". Continental sei "kein willfähriges Opfer für Schnäppchenjäger". Der Conti-Chef bat alle Aktionäre, das Kaufangebot abzulehnen.

Die Schaeffler-Gruppe hatte zuvor den Conti-Aktionären 69,37 Euro pro Anteilsschein angeboten, obwohl der Aktienkurs sich gestern um 74 Euro bewegte. Die Unternehmensgruppe aus Herzogenaurach hat sich nach eigenen Angaben mit Hilfe von Banken allerdings bereits Optionen für eine Übernahme von mehr als einem Drittel der Conti-Anteile gesichert. Nach einem Einlösen der Optionen hätte sie damit auf künftigen Hauptversammlungen von Continental auch ohne weitere Aktienkäufe eine Mehrheit.

Wennemer bezeichnete das Vorgehen von Schaeffler als rechtswidrig und hat sich wegen des Tricks mit den Optionen an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gewandt. "Unter Einsatz rechtswidriger Mittel hat sich Schaeffler den Zugriff auf 36 Prozent unserer Aktien verschafft", sagte er. Dabei seien die gesetzlichen Meldeschwellen umgangen worden. Den Erwerb von Conti-Anteilen hätte Schaeffler auf jeden Fall mitteilen müssen. Ob diese Meldepflicht auch für Optionen gilt, muss nun die Bafin untersuchen.

Der Conti-Chef beschwor zugleich die drohende Zerschlagung seines Unternehmens. "Wenn der Vorstoß von Schaeffler erfolgreich wäre, würde Continental früher oder später aufhören, als eigenständiges Unternehmen zu existieren", sagte er. "Ja, dieser Konzern würde wahrscheinlich sogar zerschlagen. Die Reifensparte würde verkauft werden, vielleicht noch einiges obendrauf", fügte er hinzu. Auch die Gewerkschaften IG Metall und IG BCE sehen weiter die Gefahr, dass Conti zerlegt werden könnte.

Die Schaeffler-Gruppe hat für ihre Übernahmepläne einen Tiefstand der Conti-Aktie von nur 53 Euro genutzt, auf den das Papier vergangene Woche abgesackt war. Gegenüber August vergangenen Jahres hatte sich der Wert der Papiere damit mehr als halbiert. Grund war unter anderem das Ende der Autokonjunktur. JÜRGEN VOGES

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