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Wahrhaft ein Trauerspiel, das Geschreibsel der Medien, die alle gleichlautend mehr oder minder kaschiert die Meinung einer Kanzlerin wiedergibt, die gleich zu Beginn das Auftreten am Brandenburger Tor als 'befremdlich' bezeichnet hat.
Nun, das kann man verstehen, da sie augenscheinlich aus ihrer Ex-DDR Warte dieses Ereignis betrachtet, indem sie unter dem Eindruck der Aufmerksamkeit für Obama die Kuschelecke des Kalten Krieges panikartig aufsucht.
Damit ist diese Bezeichnung erklärt.
Vielleicht sagt ihr mal jemand, dass wir in einer Demokratie leben und nicht mehr in ihrer alten Diktatur.
Im Moment habe ich eine Verwandte aus USA zu Besuch, und höre aus erster Hand, wie dort dieses ablehnende Verhalten eingeschätzt wird. Sie sehen Berlin als das wichtigste Symbol für die freie Welt und können diese Merkel-Äußerung nur als Affront gegen die USA insgesamt deuten.
Damit schließt sich der Kreis, die Deutschen wollen offensichtlich die DDR wiederhaben!
Dazu kommt, dass durch alle Gazetten über die Kosten lamentiert wird. Den Großteil trägt Obama sowieso selber, nur die Polizei darf er nicht bezahlen, das liefe unter Korruption, geht schlecht.
Wer fragt eigentlich nach den vielen Millionen für die Aufenthalte von Bush, die Merkel aus unseren Steuern hinterhergeworfen hat?
Auch regt sich niemand auf über die 1.6 Milliarden für die neue Luxusfliegerflotte für sie und ihre Leute, die sie mal eben schnell während der EM gekauft hat.
Aber diese Meldungen bekommt man nur aus der Auslandspresse, bei uns laufen diese Meldungen unter Zensur.
Ich bin schon etwas überrascht, dass auch in der taz wie woanders ein wenig verbissen über den Auftrittsort diskutiert wird. Machen wir uns doch einfach selbst ein Bild! Und hören uns an, ob und was Barack Obama zu sagen hat. Das ist doch das eigentlich Spannende.
Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele von Euch dazu kommen! Hier könnt Ihr Euch auf der Obama-Seite dafür registrieren lassen:
http://my.barackobama.com/page/event/detail/4gjvp
Bitte leitet diesen link auch an andere Interessierte weiter – auch wenn Ihr nicht dabei sein könnt. Vielen Dank!
Herzliche Grüße,
Dirk Mirow
Gut auf den Punkt gebracht, Herr Bax! Ihre Meinungen finde ich immer öfter am Besten.
Mit einem persönlichen Brief an den US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama, haben die Aktionsbündnisse www.be-4-tempelhof.de, www.tempelhof-weltkulturerbe.de, sowie weitere Bürgerinitiativen heute ihre Einladung auf den Flughafen Tempelhof bekräftigt.
Die vom aussenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Gert Weisskirchen (SPD), und den Medien ins Spiel gebrachte Alternative zum Flughafen Berlin-Tempelhof, die Berliner „Siegessäule“, ist als Kulisse wirklich problematisch für so eine Grundsatzrede. Zur Zeit ist und war die Siegessäule ein beliebter Ort für Technomusikparaden ("Berlin Loveparade") und besonders die Feier des Christopher Street Day (CSD), aufgrund der Phallusform. Berliner haben damit kein Problem und das ist auch gut so, aber es ist sehr schwer vorstellbar, dass dies im konservativen Amerika vermittelbar ist.
Die Demo am Einheitstag in Berlin hat erneut gezeigt: Diejenigen, die dort nach Frieden riefen, meinen etwas ganz anderes – die Kapitulation der Ukraine.
Kommentar Obama-Besuch: Im Schatten des Dr. Motte
Obama wird wohl an der Siegessäule eine Rede halten - ausgerechnet am langjährigen Austragungsort der Love Parade. Das Schöneberger Rathaus wäre angemessener gewesen.
Obamas Europa-Reise beginnt mit einer Bauchlandung. Vor dem Brandenburger Tor wollte er ursprünglich sprechen, doch damit ist er gescheitert - am Widerstand der Bundeskanzlerin, die sich über sein Ansinnen öffentlich "befremdet" zeigte. Noch mehr aber wohl am indirekten Druck aus Washington, wo man dem aussichtsreichsten Anwärter auf das Präsidentenamt den PR-Auftritt vor symbolträchtiger Kulisse missgönnte.
Obama wird jetzt mit der Berliner Siegessäule vorliebnehmen, um seine angekündigte Rede zu halten. Das aber ist eine schlechte Wahl. Denn so, wie das Brandenburger Tor für den Kalten Krieg und dessen Überwindung steht, ist die Siegessäule ebenfalls ein Symbol. Weltberühmt wurde sie als Austragungsort der Love Parade, die sich jahrelang um das Wahrzeichen schlängelte. Will Obama also in den Schatten von Techno-DJs wie Dr. Motte treten? Mit diesem Ort kommt er jedenfalls all jenen Kritikern entgegen, die in ihm mehr einen Popstar als einen Politiker sehen wollen und damit Ernst und politische Substanz absprechen. Hätte ihm das nicht jemand sagen können?
Das Schöneberger Rathaus, während der Jahre der Teilung das politische Zentrum des westlichen Berlins, wäre eine bessere Wahl gewesen. Immerhin sprach hier einst John F. Kennedy sein "Ich bin ein Berliner" - und wenn man die Wahl hat, auf Augenhöhe mit Kennedy oder mit Dr. Motte zu treten, sollte die Entscheidung eigentlich nicht schwer fallen. Andererseits hätte es ihm auch als Anmaßung ausgelegt werden können, so offensichtlich die Nähe zum charismatischen Vorgänger zu suchen.
Noch besser wäre es daher gewesen, wenn sich Obama in der deutschen Hauptstadt einen Ort gesucht hätte, der bislang noch nicht mit Symbolik überfrachtet ist. Doch, solche Orte gibt es. Der Gendarmenmarkt in Berlins historischer Mitte, der mit seinen klassizistischen Kirchen wie ein Postkarten-Abbild Europas wirkt, wäre so ein Platz gewesen, er hätte auch sicher schöne Fernsehbilder für die amerikanischen Wohnzimmer abgegeben.
Die werden nun von der Siegessäule kommen müssen. Und wenigstens zu Hause, in den USA, kann Obama darauf hoffen, dass dort kaum jemand den Unterschied erkennt.
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Kommentar von
Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”