Streit um Tierschutz: Zoo und Tierpark brüllen zurück
Nach der Kritik des Tierschutzbeauftragten an der Tierhaltung setzen sich Zoo und Tierpark zur Wehr: Bisher habe es bei Kontrollen keine Kritik gegeben
Die Berliner Zoo-Leitung wirft dem Tierschutzbeauftragten des Senats Populismus vor. "Klaus Lüdckes jüngste Forderungen sind unseriös", erklärte Thomas Ziolko, der Sprecher der Fördergemeinschaft vom Tierpark und Zoo Berlin, am Donnerstag. Der Tierschützer beklage sich über zu viele Tiere in den Zoos, sage aber nicht, wohin mit ihnen. Lüdcke hatte am Mittwoch bei seiner Jahresbilanz weniger Tiere in Zoo und Tierpark sowie mehr Transparenz über die Bestände gefordert.
Die Zoo-Chefs verteidigen ihre Arbeit, was Gehegegröße und Artenvielfalt angeht. Durch Letzteres zeichneten sie sich ja besonders aus, so Ziolko. Der Vorwurf der zu kleinen Gehege aufgrund einer vermeintlichen "Rekordsucht", wie Lüdcke das Verhalten der Zoo-Chefs am Mittwoch genannt hatte, entspreche nicht den Tatsachen: "Die Gehege sind größer als gesetzlich vorgeschrieben."
Auch dem Sprecher des Tierparks, Detlef Untermann, sind Platzprobleme unbekannt. Er verweist auf die vor wenigen Wochen veröffentlichten Ergebnisse eines Zoo-Tests des Sterns: "Dort lagen der Zoo und der Tierpark auf den beiden ersten Plätzen. Die Tierhaltung war dort ein entscheidendes Kriterium."
Doch damit endet der Protest der Zoofördergemeinschaft nicht. Denn der Tierschutzbeauftragte hatte darüber hinaus - mit dem Einverständnis seiner Chefin, der Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) - eine Tierschutzkommission eingesetzt. Darin sitzen Amtstierärzte der Veterinärämter Lichtenberg und Mitte, Zoologen, Tierethiker und der Tierschutzbeauftragte selbst. Die Kommission solle die beiden Zoos begutachten und Verhaltensmaßregeln für sie aufstellen. Vor allem über ihre Zusammensetzung ärgert sich Ziolko: "Ich finde, die Kommission macht wenig Sinn, wenn dort keine Vertreter der Zoos mit am Tisch sitzen." Zudem sei sie völlig überflüssig: "Zoo und Tierpark werden regelmäßig durch die Veterinärämter und örtliche Behörden kontrolliert und ständig begutachtet", so Ziolko. Dabei habe es bisher keinerlei Beanstandungen gegeben.
Auch die Zustimmung der Senatorin zur Einberufung des Gremiums verwundert den Sprecher der Fördergemeinschaft: "Ich finde es merkwürdig, wenn die Senatorin durch Herrn Lüdcke eine Kommission einberufen lässt, die die gute Zusammenarbeit von Veterinärämtern und Zoos in Frage stellt", sagt Ziolko.
Außerdem werde die Kommission der komplexen Aufgabe des Tierschutzes nicht gerecht. "Ich hoffe, dass sich Herr Lüdcke in Zukunft auch für die pädagogische Vermittlung des verantwortungsvollen Umgangs mit Tieren einsetzt", fordert Ziolko. Dies müsse schon Kindern vermittelt werden. Zoo und Tierpark hätten hier gute Arbeit geleistet.
Senatorin Lompscher versucht, die Wogen zu glätten: "Bei den Forderungen von Herrn Lüdcke handelt es sich um zusätzliche freiwillige Leistungen der Zoos." Über die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben hinauszugehen, sei kein Misstrauen gegenüber den Zoos. Lüdcke, der seine Aufgabe ehrenamtlich ausführt, war am Donnerstag nicht zu erreichen.
Leser*innenkommentare
Andreas Uranek
Gast
Kein Zoo der Welt,sei er noch so modern gebaut,kann dem Tier den normalen, ursprünglichen Lebensraum in Freiheit, ersetzen.
Der Mensch zwingt dem Tier seinen Willen auf und beraubt es seines natürlichen Lebens aus niedrigsten Beweggründen, nämlich um Geld zu verdienen.
Der gefährlichste Feind des Tieres ist nichts anderes als die Spezie "Mensch".
Andreas Uranek
Ingrid Kaletka
56566 Neuwied
fuerTiere
Gast
Die Zucht in Gefangenschaft sorgt für einen Überschuss an Tieren. Babys sind nämlich Kassenmagneten und ziehen massenweise Besucher an, die zusätzlich zum Eintrittsgeld auch noch Geld in den Geschenkeshops und Snackbars der Zoos ausgeben.
Zoos können vielleicht größere und feudalere Anlagen bauen, aber es sind und bleiben doch Gefängnisse. Viele "Verbesserungen" sind eher kosmetischer Art und dienen eher den Besuchern als den Tieren. Die meisten Tiere in Gefangenschaft leiden unter Frustration und Langeweile. Anstatt Millionen darauf zu verschwenden, Unmengen an Tieren einzusperren, sollten wir uns für die Erhaltung und Wiedereinrichtung dessen einsetzen, was wir Menschen den Tieren genommen haben: ihren ursprünglichen Lebensraum.