Deutsche Sprache, schwere Sprache?

HÜRDE Ohne ausreichende Deutschkenntnisse kann man in vielen qualifizierten Berufen nichts werden

BERLIN taz | In den südeuropäischen Krisenländern rennen sie ihnen die Türen ein: Allein in Spanien sind die Anmeldezahlen für die Sprachkurse der Goethe-Institute in den vergangenen Jahren um 40 Prozent gestiegen – viele Schüler trieb dabei auch die Hoffnung, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Die Goethe-Institute bieten neben Fachsprachkursen für Ärzte, Krankenpfleger, Ingenieure oder Juristen vor Ort in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland auch Bewerbungstrainings an. Knapp 200.000 Menschen lernen derzeit weltweit in den Goethe-Instituten. Die Sprachwerbung hat ihren Grund: „In keinem Land ist Deutsch die erste Fremdsprache“, sagt Beate Raabe, Sprecherin der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Arbeitsagentur (ZAV). „Wer auswandern will, wird erst einmal auf die Länder schauen, in denen er mit Englisch zurecht kommt.“ Deutsch, ein Standortnachteil?

Wie viele Sprachkenntnisse ein Bewerber mitbringen muss, hängt vom Beruf ab. Klare Vorgaben gibt es nur für den relativ kleinen Bereich der sogenannten reglementierten Berufe. Darunter fallen Tätigkeiten wie Arzt, Lehrer oder Jurist, deren Ausübung durch Gesetze streng geregelt ist. Bevor etwa ein zugewanderter Mediziner hier tätig werden darf, muss er den im Ausland erworbenen Abschluss förmlich anerkennen lassen. Verlangt wird bei der Anerkennung in aller Regel auch ein Sprachnachweis: Ärzte müssen Deutsch auf B2-Niveau beherrschen. Damit ist nach dem europäischen Referenzrahmen gemeint, dass die Kenntnisse ausreichen, um an Gesprächen zu praktisch jedem Thema teilnehmen zu können.

Bei den nichtreglementierten Berufen hängt es davon ab, wie viel Deutschkenntnisse der Arbeitgeber verlangt. Aber auch da wird zumindest bei Akademikern ein hoher Standard gefordert, hat Klaus-Thomas Frick, Sprachkurs-Referent des Goethe-Instituts, beobachtet: „In qualifizierten Berufen kann man sich mit geringen Fremdsprachkenntnissen nicht qualifiziert haben.“ Laut Raabe von der ZAV wächst bei den Unternehmen aber die Bereitschaft, gut qualifizierten Zuwanderern mit holprigem Deutsch einen Extrakurs zu bezahlen. BERND KRAMER