Gedenken von Exil-Birmesen: Unvergessen: "8. 8. 88"

Weltweites Gedenken an die blutige Niederschlagung des Volksaufstands gegen Birmas Militär vor zwanzig Jahren. Exilanten fordern Druck auf China.

In Birma verhindert Junta-Chef Than Shwe (hier mit UN-Generalssekretär Ban) das Gedenken. Bild: dpa

BANGKOK taz Sie ließen Papierflugzeuge und Luftballons über die Mauern der Botschaften Birmas und Chinas steigen. Unter dem Motto "Wir werden nicht vergessen - wir werden nicht aufgeben" erinnerten Birmas Dissidenten in Bangkok, Manila und Tokio an den friedlichen Volksaufstand gegen Birmas Militärregime vom 8. August 1988. Den damaligen Studentendemonstrationen hatten sich landesweit Mönche, Arbeiter, Polizisten und einfache Soldaten angeschlossen. Doch die Junta hatte die Proteste gewaltsam niedergeschlagen, das Militär regiert Birma bis heute. Allein in der damaligen Hauptstadt Rangun wurde die Zahl der Toten auf mindestens 3.000 geschätzt. Im Vorfeld des 20. Jahrestags drohten die Militärs mit Repressalien, um ein öffentliches Gedenken an "8. 8. 88" zu unterbinden.

Immer noch habe er den Nachhall der Schüsse im Ohr und die Szene von Sterbenden vor Augen, sagt Aung Zaw. Der heute im thailändischen Exil lebende Herausgeber der Dissidentenzeitschrift Irrawaddy erinnert sich auch an diejenigen Menschen, die den Demonstranten Essen und Wasser brachten, um den Protest auf ihre Weise zu unterstützen. Unter der Herrschaft von General Ne Win, der sich 1962 an die Macht zurückgeputscht hatte, war es mit Birma stetig bergab gegangen. Politische Unterdrückung war an der Tagesordnung, die Lebensbedingungen der Bevölkerung verschlechterten sich drastisch. Aber der Aufstand scheiterte.

Alle Bestrebungen für einen politischen Wandel hat die Junta seit jeher im Keim erstickt. Regimekritiker werden verhaftet und ethnische Minderheiten entweder aus ihren Dörfern vertrieben oder ermordet. Die derzeitige Anzahl politischer Gefangener wird auf etwa 2.000 beziffert. Einige von ihnen hat der neue UN-Menschenrechtsbeauftragte Tomás Ojea Quintana während seines gerade beendeten Burma-Aufenthalts besuchen dürfen, darunter den seit 1989 inhaftierten 78-jährigen Journalisten Win Tin sowie den buddhistischen Mönch Gambira. Der spielte bei den Massendemonstrationen vom September 2007 eine führende Rolle. Jene Proteste hat die Junta ebenfalls gewaltsam unterdrückt.

Im Gedenken an 1988 sprechen Dissidenten von einer "unvollendeten Revolution". "Viele Leute fragen sich, was falsch gelaufen ist, und warum wir uns immer noch in dieser Situation befinden", so der politische Analyst Aung Naing Oo. Jetzt herrscht Ratlosigkeit darüber, wie die Junta gestürzt werden könnte. Eine Befreiung von innen heraus sei nur möglich, wenn auch das Ausland mithelfe, sagen viele Dissidenten. Anlässlich des Gedenkens an "8. 8. 88" forderten Oppositionelle und Menschenrechtler weltweite Einigkeit, um Druck auf die Militärs ausüben zu können. Besonders China, das genau zum 20. Jahrestag des Birma-Aufstands in einem glanzvollen PR-Spektakel seine Olympischen Spiele eröffnet hat, sei in der Pflicht: Birmas treuester Verbündeter müsse aufhören, den Generälen Waffen zu liefern und das Militärregime im UN-Sicherheitsrat in Schutz zu nehmen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.