Lieber Kumpel als Heuschrecke

Die RAG Immobilien ist als Käufer für die Wohnungen der landeseigenen LEG im Gespräch. Den Mietern ist die eng mit der Politik verbundene Firma lieber als ein unbekannter Investmentfond

VON KLAUS JANSEN

Die Landesregierung macht ernst mit dem Verkauf der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) NRW. Das Kabinett will heute beschließen, dass eine externe Beraterfirma den Wert des Immobilienunternehmen taxieren soll. Dies ist Grundvoraussetzung dafür, das von Korruptionsskandalen gebeutelte Unternehmen abstoßen zu können.

Nach taz-Informationen ist die RAG Immobilien Favorit im Rennen um die rund 106.000 LEG-Wohnungen – ausgerechnet das Unternehmen, bei dem NRW-Bauminister Oliver Wittke (CDU) noch bis zum Frühjahr als Vertriebsleiter tätig war. Ein konkretes Angebot gibt es zwar noch nicht, doch die RAG-Tochter meldet Interesse an: „Wir haben noch nie einen Zweifel daran gelassen, dass wir noch wachsen wollen. Auch LEG-Wohnungen können interessant sein“, sagt Unternehmenssprecher Erich Kometz.Neben der RAG, die bisher rund 70.000 Wohnungen im Ruhrgebiet und im Raum Aachen besitzt, kommen auch diverse Private-Equity-Gesellschaften als Käufer in Frage: Die Investoren Fortress, Terra Firma und Cerberus. Branchenkennern zufolge könnten diese bei Mieterschützern gefürchteten „Heuschrecken-Fonds“ deutlich mehr Geld auf den Tisch legen als die RAG Immobilien. Bauminister Wittke hatte bislang allerdings stets versprochen, soziale Belange beim Verkauf ebenso zu berücksichtigen wie die erhofften Einnahmen für den Landeshaushalt: „Wir werden die Wohnungen nicht zum größtmöglichen Gewinn veräußern“, so Wittke vor einigen Wochen im taz-Interview.

Selbst Gegner eines LEG-Verkaufs können einem Einstieg der RAG Immobilien etwas Positives abgewinnen: „Es wäre schön, wenn man ein Unternehmen findet, dass sich zum Standort NRW bekennt“, sagt Wittkes Amtsvorgänger Michael Vesper (Grüne). Helmut Lierhaus, Sprecher des Mieterforums Ruhr, sieht das ähnlich: „Wenn die LEG schon verkauft werden soll, dann ziehen wir die RAG Immobilien den Investmentfonds vor.“

Lierhaus hofft, dass die RAG in den Wohnungsbestand der LEG investieren werde. „So könnte mehr Geld im Unternehmen bleiben, während andere vor allem ihre Anteilseigner bedienen“, sagt er. Denkbar sei auch eine „regionale Lösung“, bei der die RAG gemeinsam mit kommunalen Gesellschaften und Mietern die LEG-Wohnungen übernehmen könnten.

Weil die LEG zahlreiche Sozialwohnungen und Siedlungen in Problemvierteln unterhält, steht ein potenzieller Käufer vor großen Aufgaben: „Es müssen Häuser abgerissen oder zurückgebaut werden“, sagt Volker Eichener, Leiter des Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Bochum. Gerade deshalb sei es wichtig, dass ein Unternehmen übernehme, „das sich um den Bestand kümmert“.