Nach Antrag auf Demonstration in China: Ältere Frauen zu Arbeitslager verurteilt

Die Erlaubnis zu Protesten in China während Olympia gerät immer mehr zur Farce: Zwei über 70 Jahre alte Frauen, die demonstrieren wollten, wurden zu Arbeitslager verurteilt.

Protest unerwünscht: Polizist in Peking Bild: dpa

PEKING afp/ ap Die chinesischen Behörden haben nach Angaben von Menschenrechtlern und eines Familienmitglieds zwei ältere Frauen zur Umerziehung verurteilt, die in den ausgewiesenen Protestzonen während der Olympischen Spiele demonstrieren wollten. Die 79-jährige Wu Dianyuan und die 77-jährige Wang Xiuying seien 2001 ohne Entschädigung aus ihrer Häusern in Peking vertrieben worden, berichtete die Organisation Human Rights in China am Mittwoch. Zu Olympia beantragten sie fünf Mal die Erlaubnis dagegen zu demonstrieren. Die Behörden hätten beide daraufhin zehn Stunden lang befragt und zu einem Jahr Umerziehung durch Arbeit verurteilt.

Der Sohn einer der Frauen, Li Xuehui, sagte am Mittwoch, die Familie sei am Sonntag davon unterrichtet worden. Beide Frauen hielten sich aber noch zu Hause auf.

Li erklärte, die Behörden hätten kein Grund für die Inhaftierung seiner Mutter Wu Dianyuan und ihrer Nachbarin Wang Xiuying genannt. "Wang Xiuying ist fast blind und gelähmt", sagte er telefonisch. "Was für eine Umerziehung durch Arbeit soll bei ihr erreicht werden? Aber sie können jederzeit abgeholt werden."

Die Bestrafung der Frauen zeige, dass die Einrichtung der Protestzonen "nichts als Show" gewesen sei, erklärte Human Rights in China. Die Frauen werden den Angaben zufolge vorerst nicht in ein Arbeitslager geschickt. Die Behörden hätten ihren Bewegungsradius eingeschränkt und beobachteten ihr Verhalten. Das Pekinger Büro für öffentliche Sicherheit erklärte, es habe von den Fällen keine Kenntnis. Nach chinesischen Polizeiangaben gingen während der Spiele 77 Anträge auf Demonstrationen ein. Die meisten seien aber zurückgezogen worden, nachdem die Probleme durch "Beratungen" gelöst worden seien.

Die chinesischen Behörden nahmen nach Angaben einer tibetischen Organisation einen US-Künstler fest, bevor dieser gegen die chinesische Tibet-Politik protestieren konnte. James Powderley habe mit einem speziellen Laser-Strahler Protest-Botschaften auf Gebäude und Werbeplakate projizieren wollen, erklärte am Mittwoch die Organisation Studenten für ein Freies Tibet. Bevor er seinen Plan umsetzen konnte, sei er jedoch am frühen Dienstagmorgen festgenommen worden. Weder die US-Botschaft in Peking noch die chinesischen Behörden wollten den Fall zunächst kommentieren. Die Olympischen Spiele gehen am Sonntag zu Ende.

Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) gingen die chinesischen Sicherheitskräfte auch gegen zwei tibetische Dokumentarfilmer vor, die seit Oktober 2007 kritische Aussagen von Tibetern über die chinesische Regierung, die Olympischen Spiele und den Dalai Lama gesammelt hatten. Dhondup Wangchen und Golog Jigme seien zuletzt in Gefängnissen in den Provinzen Qinghai und Gansu gesehen worden. Danach verliere sich ihre Spur, erklärte die IGFM in Frankfurt am Main.

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