Drei Minuten bei 110 Grad minus

Und was es sonst noch gegen Rheuma gibt: Info-Tag im Rot-Kreuz-Krankenhaus

Bremen taz ■ „Minus 110 Grad Celsius sind angenehm“, behauptet Michael Walker. „Zumindest die ersten zehn Sekunden“, schränkt er dann ein. „Den Rest der Zeit habe ich mich eher durchgequält.“ Der 32-Jährige hat gerade vorgeführt, dass man eine solche Temperatur über drei Minuten aushalten kann. Die „Kältekammer“ im Rheumazentrum des Roten Kreuz Krankenhauses (RKK) soll helfen, rheumatische Beschwerden zu lindern. Im Rahmen eines Rheuma-Informationstages konnten Betroffene hier kürzlich neue Behandlungsmethoden antesten.

Mehr als 400 Zuhörer folgten den Ausführungen der beiden RKK-Ärzte Jens Gert Kuipers und Ingo Arnold, die Neues über Untersuchungsmethoden, Rheuma-Formen oder Operationsverfahren erklären. Vor allem das Interesse an der Übertragung von Knorpelmasse in die geschädigten Gelenke ist groß. Doch wer über 60 ist, bekommt diese Operation fast nie von der Krankenkasse bezahlt. Resigniertes Gelächter im Raum, denn das Durchschnittsalter der Zuhörer liegt über diesem Limit.

Die Zahl der Rheuma-Betroffenen ist groß: Etwa zwei Prozent der Deutschen leiden an einer entzündlichen Form des Rheumas, im Land Bremen macht das rein rechnerisch über 13.000 Personen. Hinzu kommen „gigantische Zahlen“ von Arthrose-Betroffenen, so Kuipers: Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung haben diese Verschleißerscheinung der Gelenke, in der Altersgruppe der über 70-Jährigen mehr als die Hälfte. Dem stehen im Land Bremen nur sechs Rheuma-Fachärzte gegenüber. Die Wartezeiten: vier bis sechs Monate, Ausnahmen nur im Notfall.

Wie übersteht man diese Wartezeit? „Wer rastet, der rostet“, so der Arzt Ingo Arnold. Den Ratschlag nahmen sich zwei Damen jenseits der 50 gleich zu Herzen: Am Ende der Veranstaltung nahmen sie die Treppen statt des Fahrstuhls – und gingen rückwärts hinunter: „Das entlastet die Knie.“ Ulrike Schröder