Verliert Gröpelingen sein Wahrzeichen?

Angesichts der Pläne der israelischen Investorengruppe im Rahmen des Space-Parks die alte Getreideanlage in ein Hotel umzubauen, regt sich Protest: Die Gröpelinger Geschichtswerkstatt warnt vor dem Verlust gewachsener Identität

Bremen taz ■ Für Günter Reichert, den Vorsitzenden der Geschichtswerkstatt Gröpelingen, ist es schlicht eine „Schnapsidee“. Für Senatssprecher Klaus Schloesser ist es dagegen „eine Option, die wir dem Investor einräumen wollen“. Die Rede ist von der Getreideanlage in Gröpelingen, die – wenn es nach den Vorstellungen der israelischen Investorengruppe geht, die derzeit mit dem Senat über den Space Park verhandelt – entkernt und in ein 400-Betten Hotel umgewandelt werden soll, daneben sollen auf den 75.000 Quadratmetern noch ein Freizeit- und Unterhaltungsbereich sowie Einzelhandel Platz finden.

Aus Perspektive der Geschichtswerkstatt würde das bedeuten, dass Gröpelingen nach der Schließung der AG „Weser“ und der Demontage der beiden Bockkräne nun „sein letztes Wahrzeichen“ verlöre. Denn die 200 Meter lange und vierzig Meter hohe, rot verklinkerte Anlage sei „nicht nur ein nüchternes Gebäude“, sondern mit der Anlage sei auch „das Schicksal von Menschen aus vier Gröpelinger Generationen verknüpft.“ Auch der Gröpelinger Beirat hat sich mehrfach dafür eingesetzt, die bestehende Nutzung durch die Firma Wandel beizubehalten, die dort so genanntes „Interventionsgetreide“ der EU zur Stützung der Erzeugerpreise lagert. „Wir wollen es erhalten haben in der jetzigen Form – nur so macht es Sinn“, bekräftigte Beiratsmitglied Rolf Wroblewski von den Grünen.

Von Seiten des Senats gibt es jedoch klare Prioritäten: „Die Getreideanlage war schon immer eine Option für Investoren des Space Parks“, betont Klaus Schloesser. „Was wir für sie in stadtplanerischer Hinsicht machen können, wollen wir auch tun.“ Und wieweit werden dabei die Vorstellungen des Beirats und der Geschichtswerkstatt berücksichtigt? „Es gibt bei einer solchen Planung viele Stimmen“, so Klaus Schloesser eher allgemein. „Am Ende muss man abwägen.“ Und ein Ausweichort für die Getreidelager, so ist man im Wirtschaftsressort optimistisch, ließe sich leicht finden.

Vor diesem Hintergrund fällt das Argument der Geschichtswerkstatt, dass die Stadt durch die Mietzahlungen der Firma Wandel „erhebliche Gewinne“ erziele, nicht ins Gewicht. Im Wirtschaftsressort möchte man keine Zahlen nenne, „erhebliche Gewinne“, so heißt es, „seien jedoch nicht bekannt.“ Strittig ist auch die Frage, inwieweit Firmenchef Wandel Interesse am Kauf der Anlage gezeigt habe. Dieter Wandel hatte sich vor einigen Wochen in der Bild-Zeitung öffentlich beklagt, dass die Stadt ihm keine Kauf-Möglichkeit eingeräumt habe. „Die Stadt wollte sich den Rücken freihalten“, so stellt es Wandel jetzt dar. Im Wirtschaftsressort ist man anderer Ansicht: „Es gab im letzten Jahr ein Kaufangebot. Aber Herr Wandel hat aus freien Stücken darauf verzichtet“, so Ressortsprecher Frank-Matthias Wacket.

Derzeit beschäftigt Wandel 15 bis 20 Mitarbeiter in der Getreideanlage. Für Senatssprecher Schloesser stehen aber im Rahmen des Space Parks „mehrere hundert Arbeitsplätze“ zur Debatte. Die dürfe man den Menschen vor Ort nicht vorenthalten. Günter Reichert von der Geschichtswerkstatt sieht dagegen noch kein florierendes Hotel entstehen. „Es gibt bereits zwei in Gröpelingen, die froh sind, wenn sie ausgelastet sind.“ Seine bisherigen Erfahrungen mit den Space-Park Investoren sind wenig vielversprechend: Das alte Maschinenhaus, das die Geschichtswerkstatt als Museum ausbauen wollte, ließ Investor Köllmann abreißen – für eine unbenutzte Rasenfläche. grä