IOC-Propaganda im TV: Ade, Fahnenschwenker!

ARD und ZDF wollen unkritisches IOC-Material nicht mehr ausstrahlen. Doch noch sind sie dazu verpflichtet.

Hauptsache, das IOC ist schön im Bilde. Bild: dpa

"Beflügelt von der Liberalisierung und Modernisierung" hätte die "chinesische Nation genügend Selbstvertrauen, die Welt zu den Olympischen Spielen" einzuladen - dazu zeigt der Film eine Tribüne mit uniformierten Chinesinnen, die im Takt das Landesfähnchen schwenken.

Solche Bilder wie aus der IOC-Werbedoku "Beijing 2008 - Opening the Gates to the East" soll es im deutschen Fernsehen künftig nicht mehr geben. ARD wie ZDF haben angekündigt, gegen die im Olympia-TV-Rechtevertrag vorgesehene Verpflichtung zur Ausstrahlung von IOC-Material vorzugehen. "So was muss wegverhandelt werden", sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff. Das Thema werde er bei der nächsten ARD-IntendantInnensitzung am 8. September ansprechen. Für das ZDF erklärte Intendant Markus Schächter, man müsse über die fraglichen Klauseln im TV-Vertrag auch mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen zu den Olympischen Spielen 2014 und 2016 "sehr genau sprechen".

Seit 1996 sehen die vom öffentlich-rechtlichen Dachverband EBU mit dem IOC als Vermarkter der Spiele getroffenen TV-Verträge vor, dass die EBU-Sender vom IOC produziertes und finanziertes Material senden. Für die Spiele in Peking enthielt der Vertrag detaillierte Regeln zu Olympia-Spots sowie zur 56-minütigen Werbedoku. ARD und ZDF hatten den völlig unkritischen Film, der China und das IOC feiert, in ihren Digitalkanälen Eins.Extra beziehungsweise ZDF.doku leicht gekürzt kurz vor Beginn der Spiele verklappt. Die fraglichen Spots, die sportliche Höchstleistungen feierten, liefen während der Olympia-Sendungen im Hauptprogramm.

So treu wie die deutschen Sender waren nicht alle EBU-Mitglieder: Die britische BBC hatte auf taz-Anfrage mitgeteilt, nur eigenes Material zu senden - daher habe man "den IOC-Film nicht gezeigt". Ob der BBC nun Ärger droht, ist bislang unklar: Die EBU in Brüssel stellte sich auf mehrere taz-Anfragen hin stur und verweigerte die erbetenen Auskünfte. Vielleicht können die ARD-IntendantInnen übernächste Woche hier etwas ausrichten - sie tagen nämlich auch in Brüssel. Dann wäre der gebührenfinanzierte Ausflug immerhin zu etwas nutze.

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