Der Kulturverstärker

Den CDU-Politiker Wolfgang Börnsen als Fan seiner Heimat zu identifizieren, ist nicht schwer. Da ist beispielsweise das Heimatmuseum in seinem Heimatort Bönstrup, das Börnsen, 70, seit über 40 Jahren betreibt. Und da ist das Engagement, das Börnsen für das Plattdeutsche an den Tag legt: Er ist Sprecher der Initiative für Minderheiten- und Regionalsprachen im Bundestag, sitzt im Ausschuss für Fragen der niederdeutschen Sprachengruppe und leitet die niederdeutsche Bühne Nordangeln.

Börnsen als volkstümelnden Hinterbänkler abzutun, wäre allerdings falsch. Er ist nicht nur seit 1987 im Bundestag, er ist dort auch Kulturpolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion. Dass er manches ins Laufen bringen kann, bewies er bei der Sache mit dem Schloss Gottorf: Börnsen war der Meinung, dass das Schloss zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt werden sollte.

Schloss Gottorf beherbergt zwei Landesmuseen sowie die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen und das bedeutet: Da sitzen viele Leute mit viel kunst- und kulturgeschichtlichem Fachwissen. Obwohl die nie von selbst auf die Idee gekommen wären, Schloss Gottorf für den Titel „Weltkulturerbe“ vorzuschlagen, setzte Börnsen durch, dass eine Machbarkeitsstudie angefertigt werden sollte. Die 13 beteiligten Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass „die Chancen einer erfolgreichen Nominierung nicht gegeben“ seien.

Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass die Museumsleute auf Schloss Gottorf keineswegs enttäuscht seien, man sei sich bewusst, dass es für ein Weltkulturerbe mehr brauche, als Gottorf zu bieten habe. Die Aktion sei schlicht damit zu erklären, dass Börnsen ein Bauwerk seines Wahlkreises gerne auf der Weltkulturliste gesehen hätte.

Börnsen sagt, ihm sei es darum gegangen, die deutsch-dänische Identität zu stärken, ferner hätte er gerne den Tourismus und die kulturelle Infrastruktur gestärkt. Er hofft nun, dass die Landesregierung das Schloss 2016 vorschlägt. Vorerst aber sei „eine Chance vertan“.  KLI