Notenbanken besänftigen Finanzmarkt: Börsen ruhig gespritzt

Die Europäische Zentralbank und Notenbanken aus USA, Kanada, England, Japan und der Schweiz haben 180 Milliarden US-Dollar in den Finanzmarkt gepumpt.

Die Europäische Zentralbank musste einspringen. Banken legen ihr Geld zum Beispiel lieber in Gold an, statt es zu verleihen. Bild: dpa

dpa/rtr/afp/taz Eine riesige Geldspritze hat gestern die Finanzmärkte beruhigt. 180 Milliarden US-Dollar pumpten die Europäische Zentralbank und die Notenbanken aus den USA, Kanada, England, Japan und der Schweiz in den Markt. Denn dort wurde das Geld für kurzfristige Kredite, mit denen zum Beispiel Währungsgeschäfte finanziert werden, knapp. Die Banken trauen sich nicht mehr und legen ihr Geld zum Beispiel lieber in Gold an, statt es zu verleihen. Der Goldpreis stieg um 11 Prozent oder 90 US-Dollar, der stärkste Anstieg an einem Tag, der jemals verzeichnet wurde.

Der Grund für die erneute Unruhe: Nach der Pleite der Lehman Brothers und der Notverstaatlichung des amerikanischen Versicherungskonzerns AIG riefen gestern weitere US-Banken um Hilfe. Außerdem soll die größte Hypothekenbank Großbritanniens, die Halifax Bank of Scotland (HBOS), von Konkurrent Lloyds im Eilverfahren übernommen werden. Zur Beschleunigung des Notkaufs will die britische Regierung eine Ausnahme von kartellrechtlichen Vorschriften beantragen. HBOS war wegen ihrer Verstrickung in die Finanzmarktkrise unter Druck geraten. Um den Zusammenbruch zu verhindern, hatte sich Premierminister Gordon Brown eingeschaltet und für eine Übernahme geworben.

Auch die zweitgrößte US-Investmentbank, Morgan Stanley, sucht eine starke Schulter und startete Fusionsverhandlungen mit dem Finanzkonzern Wachovia. Die beiden Häuser führten bereits "fortgeschrittene Gespräche" über einen Zusammenschluss, berichtete der US-Wirtschaftssender CNBC am Donnerstag. Wachovia ist die viertgrößte US-Universalbank. Morgan Stanley, deren Aktien in den vergangenen Wochen massiv an Wert verloren, ist neben Goldman Sachs die letzte der unabhängigen US-Investmentbanken, von denen es vor kurzem noch fünf gab. Außerdem meldete die New York Times noch, dass sich die größte US-Sparkasse Washington Mutual selbst zum Verkauf stelle. Zu den möglichen Käufern zählten die britische Bank HSBC sowie die US-Häuser J. P. Morgan Chase und Wells Fargo, hieß es weiter. Auch der US-Finanzkonzern Citigroup habe erstes Interesse angemeldet, berichtete das Wall Street Journal.

Das alles sorgte auch im Weißen Haus für Unruhe. US-Präsident George W. Bush sagte eine Reise ab und erklärte am Nachmittag: "Das amerikanische Volk ist besorgt über die Lage unserer Finanzmärkte und unserer Wirtschaft. Ich teile diese Sorgen." Weitere Eingriffe in den Markt schloss er nicht aus.

Trotz dieser Nachrichten: Die Börsen in USA und Deutschland ließen sich durch die Notenbankaktionen beruhigen. Der DAX lag am Nachmittag rund ein Prozent im Plus und auch die Wall Street in New York eröffnete freundlich. Anders die Lage in Moskau, wo die Börsen geschlossen wurden und erst Freitag wieder öffnen sollen.

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